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Elektromobilität Im Schneckentempo in die Zukunft

Bis 2050 will die EU-Kommission Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren aus
Städten verbannt haben. Autos mit alternativen Antrieben sollen für die
Straßen fit gemacht werden. In Sachsen-Anhalt herrscht Nachholbedarf.

27.05.2014, 01:27

Magdeburg l Der Energieverbrauch steigt rasch an. 1970 entfielen 45 Prozent des weltweiten Erdölverbrauchs auf den Verkehr, heute sind es 62 Prozent. In Industriestaaten wie Deutschland entfallen sogar 94 Prozent des Erdölverbrauchs auf den Verkehr. Die Staaten fördern seit Jahren alternative Antriebsmodelle, um die Öl-Abhängigkeit zu minimieren und die Treibhausgase zu reduzieren. Die Bundesregierung plant für 2020 mit rund einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen. Experten halten das für unrealistisch.

2100 Ladestationen für Elektroautos gibt es deutschlandweit, in Sachsen-Anhalt stehen davon, nach Angaben des Verkehrsministeriums, aber nur 29. Dazu gehört auch eine Ladesäule auf der Autobahn A9 bei Dessau. Im Rahmen eines Modellprojekts sind entlang der Strecke Berlin - München acht Schnellladesäulen aufgestellt worden. Bei einer Reichweite eines E-Autos von etwa 150 Kilometern müsste aber schon dreimal Pause gemacht werden, um von München nach Leipzig zu kommen.

Dabei sind die heutigen Elektroautos nicht für die Langstrecke, sondern vorwiegend für die Ballungsräume konzipiert worden, sagt Gerd Wagenhaus von der Universität Magdeburg. Der Ingenieur ist Leiter eines Projekts zur Erforschung der Alltagstauglichkeit von Elektroautos. "Im urbanen Umfeld sind die Autos schon gut einsatzfähig. Was fehlt, ist der Anreiz, diese Wagen zu kaufen", erklärt Wagenhaus.

In Deutschland rollen derzeit etwa 14000 E-Autos über die Straßen. Bei 43 Millionen Pkw ein geringer Anteil. In Norwegen, das prozentual die meisten E-Autos in Europa besitzt, sind es etwa 27000 Fahrzeuge bei 2,4 Millionen Pkw. Gunnar Lindberg vom norwegischen Institut für Transportforschung sagt: "Wir haben in Oslo etwa 900 Ladestationen." Und auch sonst ist Oslo das Paradies für E-Auto-Besitzer: Mautstellen passieren sie ohne zu bezahlen, Parkplätze sind kostenlos, beim Kauf des Fahrzeugs bekommen sie die Mehrwehrtsteuer erlassen. Deutschland schließe Kaufprämien für E-Autos künftig nicht aus, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium. Pläne für weitere Kaufanreize würden gerade entwickelt.

In Deutschland drängen zudem andere Antriebsformen auf den Automarkt. Im ersten Quartal 2014 wurden rund 20 Prozent mehr Fahrzeuge mit Erdgasantrieb zugelassen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 300000 Erdgas-Autos sind jetzt in Deutschand registriert. Je nach Modell haben sie eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern. "Erdgas kann optimal für Langstrecken genutzt werden", sagt Didier Houssin von der Internationalen Energieagentur. Doch für Houssin ist auch das Erdgas nur die Übergangslösung: "Wie Öl ist das Gas eine begrenzte natürliche Ressource."

"Wir brauchen eine Mischung aus verschiedenen Technologien, um den Ölverbrauch zu senken", meint Klaus Bonhoff, Geschäftsführer der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW). Die NOW fördert Projekte in den Technologien Wasserstoff und Brennstoffzelle. Hersteller müssen für die Markttauglichkeit der Brennstoffsysteme aber zunächst den Herstellungspreis senken. Der beträgt nach einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger 45000 Euro - pro Fahrzeug.

Toyota, der Pionier des Hybridantriebs, bringt 2015 eine Brennstoffzellen-Limousine auf den Markt. Das Auto fährt mit Wasserstoff, der in einer Brennstoffzelle in Strom für den Elektromotor umgewandelt wird. Als Abgas wird ausschließlich Wasserdampf ausgestoßen. Ob sich die Idee am Markt durchsetzt ist fraglich. Das Modell wird für 80000 Euro erhältlich sein.