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Aussage im Prozess um die rechte Terrorzelle Sachsen-Anhalter bestreitet NSU-Kontakte

Von Christoph Lemmer 27.05.2014, 01:30

Burg/München l Ein verurteilter Bankräuber aus Sachsen-Anhalt hat vor dem Münchner Oberlandesgericht Verbindungen zum NSU bestritten. Der Häftling, der zusammen mit zwei Komplizen mehr als 50 Banken ausgeraubt hat, war als Zeuge geladen. Hintergrund ist die Aussage seines inzwischen in Polen inhaftierten Komplizen, er habe eine Waffe an den Angeklagten Ralf Wohlleben weitergegeben und im Gegenzug ein Gerät zum Autoknacken erhalten.

Der Zeuge bezeichnete diese Angaben als Lüge. Sein Komplize wolle damit erreichen, dass er seine restliche Strafe in Deutschland absitzen könne: "Mir kommt es so vor, dass er einen Weg sucht, seine Strafe in Deutschland zu verbüßen", sagte der Zeuge. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa verbüßt der Mann derzeit eine elfjährige Haftstrafe wegen schweren Raubes in der Justizvollzugsanstalt Burg. Wegen politisch motivierter Straftaten fiel er bisher nicht auf. Der rechtsextremen Terrorzelle NSU werden zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge angelastet. Hauptangeklagte im Prozess ist Beate Zschäpe. Das Münchner Oberlandesgericht war auf den Zeugen aufmerksam geworden, weil der polnische Komplize - derzeit in seiner Heimat inhaftiert - Kontakt zum Bundeskriminalamt suchte und über ein Waffengeschäft mit Ralf Wohlleben berichtete.

Das bestritt der Zeuge nun aber: Mit Wohlleben habe er selbst nie zu tun gehabt. Seinen Namen kenne er nur aus der Zeitung. Die Aussage seines Komplizen erkläre er sich damit, dass auch dieser vom Prozess aus den Medien erfahren habe und nun versuche, sich als Trittbrettfahrer wichtig zu machen. Richter Manfred Götzl beendete die Vernehmung des Mannes nach einer knappen Stunde.

Wohlleben ist als NSU-Helfer angeklagt und spielte nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft bei der Beschaffung der Mordwaffe vom Typ "Ceska" eine Rolle. Die Herkunft anderer Waffen ist dagegen bis heute ungeklärt.