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Oebisfelder Wehr ist stolz auf ihren Opel-Blitz 74 Jahre, und er fährt und fährt und fährt ...

Von Jens Pickert 11.06.2014, 18:24

Seit Anfang der 50er Jahre ist die Oebisfelder Feuerwehr in Besitz eines Löschfahrzeuges (LF) 15 der Marke Opel-Blitz. Der Oldie, der bis 1972 seinen Dienst verrichtete, ist noch gut drauf, doch wie es im Alter so ist - einige Wehwehchen können auftreten.

Oebisfelde l Um die Mucken des Oldtimers kümmerten sich Opel-Fachmann Erhard Allecke und sein Mitarbeiter Detlef Abagat. "Mit Blick auf das Alter befindet sich das Fahrzeug in einem relativ guten Zustand. Doch langsam wird die Verschleißgrenze erreicht. Es ist eben ein betagter Opel. Aktuell hat die Schmierung der Motorsteuerung nicht mehr funktioniert. Den Fehler haben wir behoben. Der Blitz kann also wieder in das Depot unserer Wehr rollen", erklärte Erhard Allecke gestern Vormittag.

Im Wehrdepot hat der Blitz seit Jahrzehnten sein Zuhause - erst im alten Depot, einer Garage der ehemaligen Tankstelle Kranz an der Stendaler Straße und Ecke Lessingstraße, und seit geraumer Zeit im neu gebauten Gerätehaus an der Klötzer Straße. Wann genau der rote Blitz in den Besitz der Oebisfelder Wehr überging, sei, wie Wehrleiter Frank Hartwig gestern erzählte, nicht mehr nachzuvollziehen. "Mein Vater Herbert hat 1953 bei der Wehr angefangen. Zu diesem Zeitpunkt habe der Blitz bereits in der Garage gestanden. Wir vermuten daher, dass er zu Beginn der 50er Jahre gekommen ist", merkte Hartwig an.

Gekommen sei der 1940 erbaute Veteran aus Gardelegen, von der dortigen Stadtwehr. "Unsere Wehr besaß damals ursprünglich ein größeres Einsatzfahrzeug. Da Oebisfelde zu dieser Zeit zum Kreis Gardelegen gehörte, musste das größere Fahrzeug nach Gardelegen. Daher wurde getauscht", erläuterte Hartwig.

Die Gardeleger hätten den Opel allerdings auch nicht von Anfang an besessen. Dazu Allecke: "Der Blitz, damals noch mit dunkelgrüner Lackierung unterwegs, hat während des Krieges auf dem Flugfeld in Gardelegen seinen Dienst versehen. Dort war eine Jagdstaffel der Luftwaffe stationiert."

1972, als der Opel ausgemustert wurde, sollte er laut Anordnung der Volkspolizei, die Wehren waren zu DDR-Zeit der Polizei unterstellt, verschrottet werden. Doch dazu ist es nicht gekommen. Die Kameraden hatten sich von ihrem treuen Kameraden nicht trennen können. Der Blitz blieb im Depot - was nicht erlaubt war. Denn ausrangierte Fahrzeuge durften zu dieser Zeit nicht in einer Garage mit Einsatzfahrzeugen stehen. Aber die Oebisfelder Kameraden waren erfinderisch. Hat eine Kontrolle des Volkspolizeikreisamtes auf dem Plan gestanden, ist der Blitz kurzerhand bei Kameraden geparkt worden.

Nach Vorstellung der Wehr soll die Blitz-Karriere noch lange andauern. So soll das Fahrzeug beispielsweise mit der Oldtimer-Zulassung ausgestattet werden. Die Voraussetzungen dazu seien, wie Allecke versicherte, "nicht schlecht". "Wenn noch Diverses repariert und ersetzt sowie weiterhin mit dem Fahrzeug vorsichtig umgegangen wird, sollte die Zulassung machbar sein. Ein Fahrzeug dieses Alters ist ein sensibler Kamerad. Man muss ihn streicheln und ihm gut zureden. Tritte verträgt er nicht", ergänzte Allecke schmunzelnd.