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Eiszeit im Sommer Innenminister Stahlknecht möchte seinen Staatssekretär loswerden

In der Hausspitze des Innenministeriums kriselt es mächtig.
Innenminister Holger Stahlknecht will seinen Staatssekretär Ulf Gundlach
in die Wüste schicken. Deshalb hat er bereits bei Ministerpräsident
Reiner Haseloff (alle CDU) vorgefühlt.

Von Michael Bock 14.06.2014, 03:12

Magdeburg l Als Ulf Gundlach 2011 Staatssekretär wurde, war das ein gewaltiger Karrieresprung für den Juristen - schließlich war er zuvor Referatsleiter gewesen. Doch sein Chef Holger Stahlknecht, neu im Ministeramt, hielt große Stücke auf die fachliche Arbeit des Professors. Dazu kam, dass beide zu diesem Zeitpunkt eine lange und enge Freundschaft verband.

Heute, gut drei Jahre später, ist alles anders. Auf privater wie auf beruflicher Ebene. Es herrscht Eiszeit in der Hausspitze. Im Februar zerbrach die Freundschaft endgültig. Das erzählen Leute, die es wissen müssen. Seitdem ist der private Kontakt eingefroren.

Und spätestens seit diesem Zeitpunkt will Stahlknecht seinen Spitzenbeamten, den er für überfordert hält, auch im Ministerium loswerden. Deshalb suchte er das Gespräch mit dem Ministerpräsidenten - nur der kann den Staatssekretär feuern. Doch Haseloff ließ erkennen, dass er nichts von einer Entlassung hält. Ihm reichten die von Stahlknecht angeführten Gründe für einen Rausschmiss offenbar nicht. In der Staatskanzlei heißt es nur: "Wir kommentieren keine Gerüchte."

Schlechter Ruf des Staatssekretärs

Gundlach ist also weiter im Amt - obwohl das Band zwischen ihm und Stahlknecht zerschnitten ist. Warum ist das so? Stahlknecht sagt: "Es hat zwischen uns Meinungsverschiedenheiten gegeben zur Kommunikationsstruktur und -kultur. Dazu habe ich intensive Gespräche mit dem Staatssekretär geführt." Er werde das nicht weiter kommentieren, so Stahlknecht. "Ich mache Personalangelegenheiten nicht öffentlich." Gundlach sagt: "Ich will mich nicht äußern."

Erzählt wird, dass der 56-jährige Spitzenbeamte im Innenministerium einen schlechten Ruf hat. Der Professor sei arrogant, er behandele Mitarbeiter von oben herab, er verletze Menschen, heißt es. "Das Amt ist ihm zu Kopf gestiegen", mutmaßt einer. Stahlknecht müsse im Haus immer häufiger als Streitschlichter unterwegs sein.

Zudem sind Stahlknecht und Gundlach zunehmend aneinandergeraten. Gundlach hat, so wird übereinstimmend berichtet, dem Minister im vorigen Spätsommer zu einem Stopp der umstrittenen Polizeireform geraten. Obwohl sich Gundlachs Bedenken bestätigen sollten, soll ihm das Stahlknecht übelgenommen haben. "Das hat einen Knacks im Verhältnis gegeben", wird erzählt. Der Staatssekretär sei für den bei der Polizeireform stark unter Druck geratenen Stahlknecht "nicht die erwartete Stütze", verlautet aus CDU-Fraktionskreisen.

Zerreißprobe für Stahlknecht

Stahlknecht beteuert, die Reform-Warnung kreide er seinem Staatssekretär nicht an. Denn: "Ich mag keine Ja-Sager. Ich halte sachliche Kritik und Widerspruch für geboten."

Gern wird die Geschichte erzählt, dass der Staatssekretär vor anderen einen offenen Streit mit Stahlknecht um eine Dienstreise angezettelt habe. "Da ist dem Holger endgültig der Kragen geplatzt", heißt es.

Viel Verdruss hat sich bei CDU-Innenpolitikern im Landtag angestaut. Sie dringen darauf, dass zu Sitzungen nicht mehr der Staatssekretär, sondern nur noch der Minister kommt. In Fachpolitiker-Kreisen wird Gundlach eine "geringe Kommunikationsfähigkeit" nachgesagt. Er sei dem stressigen Job nicht gewachsen und bei Sitzungen "äußerst mangelhaft vorbereitet". Absprachen mit ihm seien "wenig belastbar".

Wie geht es weiter? Solange Haseloff den Staatssekretär nicht fallenlässt, müssen sich Stahlknecht und Grundlach wohl oder übel zusammenraufen. Ein Stahlknecht-Vertrauter fürchtet, dass das Arbeitspensum des Ministers durch einen Quasi-Ausfall des Staatssekretärs kaum noch leistbar ist: "Der Holger kann sich doch nicht klonen."