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Stilllegungen möglich EEG-Reform bedroht Biogas-Werke im Land

Der Bio-Erdgasbranche drohen mit der Ökostromreform erhebliche Einbuße. Experten rechnen mit Stilllegungen von Anlagen, weil das erzeugte Bio-Erdgas zu teuer für den Verkauf wird.

Von Oliver Schlicht 27.06.2014, 03:12

Magdeburg l Wenn der Bundestag heute wie geplant die Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) verabschiedet, werden vor allem die Erlöse für die Biomasse-Verarbeitung gekürzt. Die Regierung will damit den Ökostrom billiger machen und dem zunehmenden Maisanbau allein zur Bio-Erdgas-Erzeugung Einhalt gebieten.

Mit Folgen für Raffinerie-Betreiber. Das sind häufig Agrarbetriebe und Anlagegesellschaften. "Von den 17 BioErdgas-Raffinerien in Sachsen-Anhalt werden über 30 Prozent in naher Zukunft stillgelegt werden oder insolvent gehen", prophezeit Reinhardt Schultz, Geschäftsführer des Branchenverbandes "Biogasrat +" in Berlin. Die neue Vergütungsstruktur biete keinerlei Anreize, künftig in Biomasse zu investieren. Schultz: "Der Anlagenbau wird zum Erliegen kommen. Eine Hightechbranche wird versenkt."

Aus Gras oder Mais hochwertiges Bio-Erdgas

Was passiert? Mit der ab 1. August in Kraft tretenden Reform verlieren Raffinerie-Betreiber, die aus Biomasse wie Gras oder Mais hochwertiges Erdgas erzeugen, ihre Kunden. Das sind zum überwiegenden Teil Betreiber von Blockheizkraftwerken (BHKW). Grund: Staatliche Zuwendungen für Bioerdgas werden von bislang 19,8 auf 14 Cent je Kilowattstunde reduziert. Dadurch wird russisches Erdgas für das BHKW günstiger als Bio-Erdgas.

Es gibt zwar einen Bestandsschutz für bestehende Lieferverträge. "Aber in der Regel sind diese Verträge auf ein bis drei Jahre begrenzt. Dann greift die EEG-Reform", erklärt Chris Döhring, Vorstandsvorsitzender der Getec green energy AG. Getec baut Bio-Erdgas-Raffinerien. "Die Reform wird die Einnahmen der Anlagen-Betreiber um bis zu 40 Prozent reduzieren", befürchtet auch er. Viele Anlagen werden nicht überlebensfähig sein.

Erst im April wurden vier neue Getec-Anlagen in Sachsen-Anhalt mit einer Gesamtinvestition von 50 Millionen Euro in Betrieb genommen. Jetzt will sich Getec aus diesem Geschäft weitgehend zurückziehen. Döhring: "In Deutschland gibt es nach der EEG-Reform keinen Markt mehr für diese Raffinerien. Wir sprechen derzeit nur noch mit russischen und chinesischen Interessenten."