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Investition von rund 6 Millionen Euro Alte Stasizentrale wird zum Pflegezentrum

Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wird zu einem Pflegezentrum. Am Sonnabend boten die Bauherren anlässlich des Tages der Architektur einen Einblick in die künftige Pflegeeinrichtung.

Von Karolin Aertel 30.06.2014, 03:35

Magdeburg l Bereits vor zwei Jahren haben fünf Gesellschafter aus Magdeburg und Umgebung das Gebäude im Wilhelm-Höpfner-Ring 6 (beim Sozialamt) von der Wobau erworben. Verschärfte Bauvorschriften hinsichtlich des Brand- und Schallschutzes haben die Investoren knapp ein Jahr in Verzug geraten lassen.

Bis zum Jahresende sollen nun aber neben einem Tagespflegebereich und 13 Einzelzimmern für junge Pflegebedürftige im Erdgeschoss auf drei weiteren Etagen 66 Zimmer geschaffen werden. Hierfür investieren die Gesellschafter rund 6 Millionen Euro.

Neben Zahnarzt Erhard Behrendt, Unternehmer Martin Schubert, Schornsteinfegermeister Torsten Gaede und Ingenieur Eckhard Lambrecht gehört auch Udo Dutschkow zum Gesellschafter-Quintett. Dutschkow bringt Erfahrungen aus erster Hand mit. Gut 20 Jahre lang war er als Geschäftsführer bundesweit bei einem großen Träger von Pflegeeinrichtungen tätig. Auch im geplanten "Mehrgenerationen Pflegezentrum Sudenburg" wird er als Geschäftsführer arbeiten.

Obgleich privat errichtetet und betrieben, sollen sich die Kosten für einen Platz in der Einrichtung im üblichen Rahmen bewegen. Dutschko spricht hier von 1000 bis 1300 Euro Zuzahlung entsprechend der Pflegestufe - die Zahlung des Mindestlohns an das bereits vorhandene Personal sei einkalkuliert.

Doch bis es so weit ist und Anfang Januar, vielleicht auch erst im Februar die ersten Bewohner einziehen, wird noch viel Wasser die Elbe entlangfließen. Derzeit werde am Trockenbau gearbeitet. Die Fassade ist noch gänzlich eingerüstet. Die Dämmarbeiten sind in vollem Gange.

An die einstige Stasi-Zentrale erinnert beinah nichts mehr. Abhörräume, ein Bunker und eine Kellerdecke, die bis zu 1,5 Tonnen pro Quadratmeter aushalten würde (als Schutz vor Angriffen), seien noch Relikte jener Zeit. Ebenso wie Räume, deren Wände aus 40 Zentimeter dickem Stahlbeton bestehen, die vor Dekontamination schützen sollten. Auch ein schmaler Schacht mit Leiter, der vom ersten Obergeschoss ins Dachgeschoss führt, erinnert an das "Sicherheitsorgan" der DDR. Wofür der genutzt wurde, wisse man nicht. Als geradezu "beklemmend" beschreibt Eckhard Lambrecht einen Raum in der dritten Etage am Ende des Ganges - ein großes Zimmer ohne Fenster, ein Raum, in dem die Stasi vermutlich Demonstranten und Regimekritiker festhielt.

Doch derartige Informationen über das geschichtsträchtige Gebäude interessierten die gut 50 Besucher am Tag der Architektur nicht. Wissen wollten sie vielmehr, wie wohl das künftige Mobiliar aussehen werde, ob es Telefon und Internet gibt und ob man eine Pflegestufe benötigt, um einen Platz in dem Pflegezentrum im ehemaligen Stasi-Hauptquartier zu bekommen.