1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Finanzspritze für Notfall-Patienten

Institute für Rechtsmedizin Finanzspritze für Notfall-Patienten

In die Diskussion um die beiden defizitären Institute für Rechtsmedizin
in Sachsen-Anhalt ist Bewegung geraten. Die Landesregierung schlägt vor,
den Standort Halle zu stärken. In Magdeburg soll eine Außenstelle
bleiben. Und: Das Land will 2015/2016 für die Verluste der Institute
aufkommen.

Von Michael Bock 03.07.2014, 03:27

Magdeburg l Der Rechtsausschuss des Landtags befasst sich am morgigen Freitag mit der Situation der finanziell angeschlagenen Institute für Rechtsmedizin in Magdeburg und Halle. Diese schreiben nach Angaben der Staatskanzlei jährliche Verluste von insgesamt rund 900.000 Euro. Da die Rechtsmedizin somit quasi ein Notfall-Patient ist, wird bereits seit längerem über die Zukunft der Institute diskutiert. Dazu liegt jetzt ein Vorschlag der Landesregierung vor.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte am Mittwoch der Volksstimme: "Wir empfehlen, die Rechtsmedizin künftig am Standort Halle zu konzentrieren. Es bleibt aber bei einer Außenstelle in Magdeburg. Damit wird den berechtigten Interessen aller Rechnung getragen."

In Halle werden Forschung und Lehre gestärkt

Nach den Vorstellungen der Landesregierung sollen in der Saalestadt vor allem Lehre und Forschung gestärkt werden. In Magdeburg wie auch in Halle werden nach wie vor Dienstleistungen für Polizei und Staatsanwaltschaften erbracht - wie etwa Leichenschauen, Obduktionen, Blut- und Drogenuntersuchungen oder die Begutachtung von Gewaltopfern. Ein Sprecherin des Justizministeriums sagte gestern: "Mit einer solchen Lösung könnten die Staatsanwaltschaften umgehen."

Bislang mussten die Universitätskliniken, die selbst tief in den roten Zahlen stecken, größtenteils für die Defizite der Rechtsmedizin-Institute aufkommen. In den nächsten zwei Jahren will das Land die Kassen der Uni-Klinken entlasten und diese Kosten komplett übernehmen.

Höhere Gebührensätze für Obduktionen

Haseloff zeigte sich zuversichtlich, dass in dieser Zeit die Defizite bei den Instituten schrittweise abgebaut werden. Dabei dürfte helfen, dass im vorigen August die bei weitem nicht kostendeckenden Gebührensätze für Obduktionen deutlich angehoben wurden. Bis dahin erhielten die Gutachter im Regelfall 195 Euro pro Obduktion - jetzt sind es nach Angaben des Wissenschaftsministeriums 380 Euro.

In Halle sind laut Ministerium 23 Mitarbeiter beschäftigt (Stand: September 2013). In Magdeburg sind es zwölf. Rüdiger Lessig, berufener Professor an der Universität Halle, steht beiden Instituten vor.