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Tag der Genossenschaften Genossenschaften: Stille Helden der Wirtschaft

Verstaubt, unflexibel und nur was für Spießer: Genossenschaften haben nicht das Image, besonders fortschrittlich zu sein. Am heutigen Montag ist Tag der Genossenschaften. Ein Grund, sich am Tag der Genossenschaften der Frage zu widmen, was machen Genossenschaften eigentlich?

Von Sebastian Prill 07.07.2014, 15:54

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 120 Genossenschaften. Banken und Wohnungsbau-Unternehmen sind dabei in der Minderheit, Hauptsächlich Handwerker und andere Dienstleister haben sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen, das geht aus Informationen des Genossenschaftsverbands Deutschland hervor.

Gründungsgedanke prägt Genossenschaftsmodell

Die ersten Genossenschaften in Deutschland entstanden 1847. Aus einem Hilfsverein für Not leidende Bauern, gegründet von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, geht später eine Darlehenskasse hervor. Im gleichen Jahr gründet Herman Schulze-Delitzsch eine Rohstoffassoziation.

Beide verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sonst finanzschwache Handwerker und Bauern können gemeinsam mehr erreichen. Schließen sie sich zusammen, lassen sich an den Märkten bessere Preise für Rohstoffe und günstigere Kredite erzielen. Eine Idee, die die Genossenschaften bis heute prägt und immer wieder neue Mitglieder lockt.

Handwerker, Fleischer und kommunale Unternehmen

Der Genossenschaftsverband Deutschland verzeichnet in Sachsen-Anhalt 80 ländliche und 23 gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. So haben sich Brennereien, Fleischer, Fischer und Bauern zusammengeschlossen, um Kosten beim Vertrieb zu sparen. Bei den gewerblichen Genossenschaften sind es Wohnungsunternehmen, Pflegedienste oder Energieungernehmen, die auf das Genossenschaftsmodell setzen. Zahlreiche weitere Genossenschaften sind beim Fachprüfungsverband in Halle gemeldet.

Nichts geht ohne Mitgliedschaft

Für Mitglieder einer Genossenschaft zahlt sich das Engagement in der Gruppe aus: Wer seinem Wohnungsbauer Geld leiht, kann von dem Unternehmen eine Rendite erwarten. Mitglieder einer Genossenschaftsbank dürfen auch bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Doch für all das ist eine Mitgliedschaft nötig. Bei Banken reicht dafür beispielsweise schon eine gewisse Geldsumme als Einlage, für den Wohnungsbauer ein extra gezahlter Genossenschaftsanteil.

Genossenschaftsmodell zahlt sich auch für Land aus

Die Genossenschaften sind keine kleinen Fische in der Wirtschaft Sachsen-Anhalts. Allein die beim Genossenschaftsverband Deutschland engagierten Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften haben in Sachsen-Anhalt 57.884 Mitglieder, 2560 Beschäftigte und erziehlen jedes Jahr fast 700 Millionen Euro Umsatz.
Bei den 17 Kreditgenossenschaften sind mehr als 100.000 Menschen aus Sachsen-Anhalt Mitglied. Etwa 1500 Angestellte kümmern sich um deren Vermögen und verwalten fast 8 Milliarden Euro. Für das Land Sachsen-Anhalt lohnt sich das: Knapp 13 Millionen Euro kommen durch die Kredit-Genossenschaften jährlich in die Landeskassen.

Modell ist immernoch attraktiv

Immer wieder entstehen neue Genossenschaften, auch in Sachsen-Anhalt. 2012 wurde die Energie-Genossenschaft Altmark EG und im selben Jahr die Genossenschaft für Erneuerbare Energien im Jerichower Land EG wollen ihren Mitgliedern zu günstigem Strom aus erneuerbaren Energien helfen.

Zwei weitere Gründungen der vergangenen Jahre waren eine Genossenschaft für den Bahnhof in Wittenberg und die in Magdeburg ansässige Kommunale IT-Union (KITU).

Genossenschaft macht Gemeinden fit für IT-Zukunft

Deren Mitglieder sind Gemeinden aus Sachsen-Anhalt, die sich mit dem Modell der Genossenschaft eine bessere Ausstattung ihrer Datentechnik erhoffen. Mit der KITU könnten bessere Computer-Technik beschafft, Verwaltungsarbeit ins Internet ausgelagert und das Gemeindearchiv digitalisiert werden. Vorreiter ist die Gemeinde Barleben, die mit der KITU bereits einen großteil ihrer Dokumente auf Server ausgelagert hat. Selbst Barlebens Ortsräte arbeiten bei Gemeinderatssitzungen mit Tablet-Computern. Ganz modern also.