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Muslime feiern Ramadan Nichts essen, nichts trinken

Seit dem 29. Juni ist Ramadan - der Fastenmonat für Muslime. Noch bis
zum 28. Juli fasten in Sachsen-Anhalt rund 5000 Gläubige. Die
Integrationsbeauftragte des Landes wirbt für Verständnis.

14.07.2014, 01:30

Magdeburg l Von Sonnenaufgang bis zu dem Moment, an dem die Sonne wieder verschwindet, verzichtet Moawia Al-Hamid. Er trinkt kein Wasser, wenn er Durst hat. Er isst kein Brot, wenn er Hunger hat. Es ist hart, gibt der Wissenschaftler der Universität Magdeburg zu. "Ich sehe die Kollegen, wie sie essen. Ich sehe, wie sie trinken", sagt er.

Für die Muslime ist das eine zusätzliche Belastung in der Bewältigung ihrer alltäglichen Aufgaben. "Arbeitgeber und Kollegen sollten Verständnis aufbringen, wenn Muslime während des Ramadans nicht so leistungsfähig sind wie normalerweise", erklärt die Integrationsbeauftragte von Sachsen-Anhalt, Susi Möbbeck (SPD). Sie empfiehlt, während dieser Zeit nicht vor den Augen muslimischer Kollegen zu essen und zu trinken.

Rund 5000 Muslime leben in Sachsen-Anhalt. Offiziell ist diese Zahl nicht. Die islamische Religionszugehörigkeit wird im Gegensatz zur christlichen nicht zentral erfasst. In den vergangenen Monaten ist die Zahl der Muslime in Sachsen-Anhalt gewachsen. Vor allem Flüchtlinge aus Syrien hatten den Weg in die islamischen Gemeinden in Magdeburg, Halle, Stendal und Dessau-Roßlau gefunden, berichtet Möbbeck.

Mehr interreligiöse Kontakte

Ein Ramadan-Fest ausgerichtet vom Bundesland Sachsen-Anhalt gibt es nicht. "Das machen wir zu anderen religiösen Anlässen auch nicht", meint Möbbeck. Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, hatte sich am Dienstag ein Ramadan-Fest auf Einladung der Bundesregierung gewünscht. Die Integrationsbeauftragte fordert dennoch einen stärkeren Austausch zwischen den Religionen. "Der Tag der offenen Moschee oder das interreligiöse Fastenbrechen sind positive Zeichen in diese Richtung."

Die im Koran verankerte Pflicht zum Fasten ist neben täglichen Gebeten, dem Glaubensbekenntnis, dem Geben von Almosen und der Wallfahrt nach Mekka einer der fünf Grundpfeiler des Islams. Im neunten Monat des islamischen Mondkalenders sollen Muslime von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex verzichten.

"Gott wird die Fastenden belohnen", erklärt Moawia Al-Hamid. Er ist der erste Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Magdeburg. In den Abendstunden treffen sich die Muslime aus der Landeshauptstadt zum gemeinsamen Gebet an der Moschee-Baracke nahe des Rathauses. Mit dem Ifar, dem festlichen Abendessen nach Sonnenuntergang, wird das tägliche Fasten beendet.

Im Ramadan von Sünden reinigen

Im Mittelpunkt des Ramadans stehen Nächstenliebe, Besinnung und gute Taten. Mit dem Verzicht und mehreren Gebeten am Tag wollen sich die Gläubigen von ihren Sünden reinigen. Wer nicht Fasten kann, etwa weil er auf Reisen ist, kann dies später nachholen. Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, sind auch Kinder, Kranke, Alte, Reisende, schwangere und stillende Frauen vom Fasten befreit.

Denn die körperliche Belastung durch den Verzicht ist nicht zu unterschätzen. "Wer krank ist und trotzdem fastet, begeht sogar eine Sünde", erklärt Amine Boukaddour. Der 24-Jährige büffelt tagsüber für sein Ingenieursstudium. Das lenke ab.

Der Beginn des Fastenmonats verschiebt sich jedes Jahr um zwei Wochen. Fällt er, wie dieses Jahr in den Sommer, ist es vor allem in den afrikanischen Ländern und auf der arabischen Halbinsel schwierig, das Fastengebot einzuhalten. Denn dort sind die Tage lang und besonders heiß. "Die Arbeit darf unter dem Fasten nicht leiden", erklärt Moawia Al-Hamid. "Wichtig ist, dass die Leute ihren Körper nicht gefährden."

Gemeinden kämpfen mit Platzproblemen

Das Ende des Ramadan feiern die Muslime drei Tage mit einem großen Fest, das Fest des Fastenbrechens. Dann erwartet die islamische Gemeinde wieder bis zu 400 ihrer Mitglieder in ihrer Baracke. Zu viele Gläubige für die kleine Moschee in Magdeburg. Während der Gebete müssen die Gläubigen teilweise draußen auf Decken beten. Die Gemeinde befindet sich mit der Stadt in Gesprächen über einen neuen Standort. Eine Entscheidung steht noch aus. Bisher waren die Objekte entweder nicht geeignet oder für die Gemeinde zu teuer, erklärt Integrationsbeauftragte Möbbeck.