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Regionalbereichsbeamte der Polizei Der "ABV" kehrt langsam zurück

Mit dem Fahrrad, zu Fuß oder manchmal auch mit dem Auto: Der lokale Ortspolizist kehrt in die Gemeinden Sachsen-Anhalts zurück. Die ersten 140 von 305 Regionalbereichsbeamten (RBB) haben im Land ihr Quartier bezogen. Dafür werden allerdings die Polizeistationen geschlossen.

Von Matthias Fricke 25.07.2014, 03:15

Barleben l Polizeikommissarin Judith Heidmann-Oelke vom Revier Börde befindet sich voll in ihrem Element. Die 36-Jährige erklärt geduldig den sechsjährigen "Barleber Schlümpfen", dass ein Fahrrad unbedingt auch Licht und eine Bremse benötigt. Ihr Kollege Hauptkommissar Wolfgang Friedrich hat seine Finger bereits an der Lampe des Kinderrades.

Ellen Freke, Leiterin der Kindertagesstätte nördlich von Magdeburg, ist in dieser Situation ganz aus dem Häuschen: "Endlich mal wieder Beamte außerhalb eines Streifenwagens als feste Ansprechpartner für uns." Die Euphorie ist groß.

Auch Barlebens Bürgermeister Franz-Ulrich Keindorff (FDP) zeigt sich angetan. "Bisher hatten wir nicht einmal eine Polizeistation, jetzt sind es zwei Beamte gleich neben dem Ordnungsamt", sagt er.

Die erste gemeinsame Streife gab es auch schon - zum Adamsee. "Dort gibt es Probleme mit Falschparkern. Wir überlegen jetzt gemeinsam mit der Gemeinde, wie wir das lösen können", sagt RBB Friedrich.

Es ist nur ein Beispiel für die Arbeit der neuen Ortspolizisten. Sie gehören zu den 28 von rund 150 geplanten Regionalbereichsbeamten allein in der Polizeidirektion Nord zwischen Salzlandkreis und Altmark, die inzwischen ihre Arbeit aufgenommen haben. Die anderen sollen nach und nach in den nächsten Wochen und Monaten folgen. "Wir achten schon sehr darauf, welche Beamten wir für diese Aufgabe nehmen. Sie müssen kommunikativ sein und schon über sehr große Erfahrung verfügen", erklärt Marc Becher von der Polizeidirektion Nord. Die Suche nach dem richtigen Personal ist deshalb nicht immer einfach. Auch Büros müssen teilweise noch angemietet werden.

Die drei Polizeidirektionen im Land sind bei der Umsetzung unterschiedlich weit. Im Süden sollen bis Oktober nur noch 31 Beamte in den Landkreisen hinzukommen, bis Januar 2015 weitere 17. "Insgesamt sind bei uns 102 Polizisten in 38 Gemeinden geplant", sagt Ralf Karlstedt von der Polizeidirektion Süd. Seine Kollegin Doreen Wendland aus Dessau-Roßlau kann sogar vermelden, dass 40 der geplanten 50 Stellen besetzt sind. Der Norden hinkt hinterher. "Wir werden es trotzdem in der vorgegebenen Zeit schaffen", ist Becher von der Polizeidirektion Nord überzeugt.

Sachsen-Anhalts oberster Polizist Karl-Heinz Willberg, Abteilungsleiter für Sicherheit und Ordnung im Innenministerium, bezeichnet die neuen Regionalbereichsbeamten als "Gesicht der Polizei in den Gemeinden". Das Besondere und Neue an ihnen: Sie sind ausschließlich dem Revierleiter unterstellt und dürfen nicht zu Alltagseinsätzen herangezogen werden. "Die Polizisten nehmen natürlich auch Anzeigen auf, aber das ist nicht ihre vordringlichste Aufgabe. Das sollen später die Besatzungen der Streifenwagen übernehmen", sagt Willberg.

Diese wiederum werden in 56 Kreise im Land Sachsen-Anhalt eingeteilt und sollen innerhalb ihres Bereiches innerhalb von 20 Minuten an jedem Ort ihres Einsatzgebietes sein können. So sieht es der Reformplan vor.

Wenn es nach Willberg geht, könnten bis zum Jahresende fast alle Regionalbereichsbeamten bereits ihren Dienst aufgenommen haben.

Für Anfang 2015 ist dann der nächste Reformschritt geplant. "Wir werden die neuen Kreise für die Funkstreifenwagen dann nach und nach umsetzen. Das müssen wir alles beim laufenden Motor machen, aber anders geht es nicht."

Die Polizeistationen werden im Gegenzug geschlossen, was bei vielen Bürgern auch weiter für Skepsis sorgt. Einer, Uwe Schultze, schrieb der Volksstimme: "Die zwei Beamten sollen alles abfedern, was eine Station mit vier Beamten oder ein Kommissariat mit 40 Beamten vorher erledigt haben. Damit werden die Menschen und auch Bürgermeister für dumm verkauft."