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Baukredit vom Staat Sachsen-Anhalt fördert alle Wohneigentümer

Wohneigentümer bekommen bald günstige Baukredite vom Staat. Ab September bietet die Investitionsbank des Landes besonders billige Darlehen an. Der Sparkassenverband kritisiert, der Staat werde "zum Bankier der Bevölkerung".

Von Oliver Schlicht 27.08.2014, 03:25

Magdeburg l Das Förderprogramm "Sachsen-Anhalt MODERN" soll ab dem 1. September auf das gesamte Land ausgeweitet werden, gab das Bauministerium am Dienstag bekannt. Eine Mitteilung, die weitreichende Folgen für die Kreditwirtschaft auf der einen und bauwillige Wohneigentümer auf der anderen Seite haben könnte. Zukünftig lassen sich fast alle Bausanierungsmaßnahmen bis zu einem Volumen von 50000 Euro pro Wohneinheit zu Niedrigszinssätzen auf Staatskosten finanzieren.

Bislang war die Vergabe der subventionierten Darlehen auf Bauprojekte in Orten begrenzt, die auch im Rahmen von Städtebauprogrammen finanziell unterstützt wurden. Seit 2011 finanzierte die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) vor allem altersgerechte Umbauten und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Für Sanierungen in genau 3219 Wohnungen wurden seither 33 Millionen Euro Förderdarlehen gewährt, teilte das Bauministerium mit. "Mit neuen, verbesserten Förderbedingungen soll das Programm nun an die geänderten Bedürfnisse angepasst werden", begründet Bauminister Thomas Webel (CDU) die Änderungen (Infokasten).

Danach kann fast jeder Wohneigentümer die IB-Darlehen beantragen. Ausgenommen ist die Sanierung von Ferien- und Wochenendhäusern, Gebäuden mit Heimcharakter (z. B. Altenpflegeheime), Gewerbebauten und Photovoltaikanlagen. In Wohnungen und Miethäusern können fast alle Sanierungsmaßnahmen mit dem Darlehen umgesetzt werden. Selbst der Kauf kann finanziert werden, wenn das Objekt anschließend saniert wird. Neu ist auch, dass Förder-Darlehen für die Umnutzung von Gebäuden zu Wohnzwecken gewährt werden.

Baukredite sind ein wichtiges Fundament der Kreditwirtschaft. Laut Ostdeutschem Sparkassenverband in Berlin haben Privathaushalte in Sachsen-Anhalt derzeit einen Kreditbestand in Höhe von 3,8 Milliarden Euro. Davon entfallen mehr als 80 Prozent auf die Baufinanzierung. Der Verband sieht die Dumping-Kredite der Magdeburger Investitionsbank entsprechend kritisch.

"Es ist sehr diskussionswürdig, wenn der Staat als Bankier der Bevölkerung auftritt", so Verbandssprecher Wolfram Morales. Da werde mit staatlichen Subventionen Druck auf eine Branche ausgeübt, deren Broterwerb die Kreditvergabe ist. "Ein erfolgreiches Kreditgeschäft ist die Grundlage dafür, dass die Sparkassen ihre Filialen betreiben und Löhne und Gehälter bezahlen können."

Nach Einschätzung der Magdeburger Stadtsparkasse fußen die IB-Darlehen "auf subventionierten Zinssätzen, die am Markt so nicht zu finden sind", sagt Sprecher Mathias Geraldy. Man werde bemüht sein, den Kunden konkurrenzfähige Angebote zu unterbreiten.