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Kritik am Umgang mit Betriebsräten Landtag knöpft sich Enercon vor

Von Michael Bock 18.09.2014, 03:08

Magdeburg l Der Landtag befasst sich am Freitag mit der Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden einer Tochterfirma des Windanlagenbauers Enercon, der WEA Service Ost GmbH in Magdeburg. Die Linke habe eine aktuelle Debatte zur gesetzlich garantierten Mitbestimmung und zur Arbeit der Betriebsräte beantragt, sagte Fraktionschef Wulf Gallert am Mittwoch. Das Agieren Enercons sei "unverantwortlich".

Nach Angaben der IG Metall wurde Betriebsratschef Nils-Holger Böttger fristlos entlassen, weil er sich für Leiharbeiter eingesetzt und damit Kompetenzen überschritten habe. So soll er für Weiterbildungen an Sonnabenden eine Entlohnung für die 60 Leiharbeiter gefordert haben. Enercon dagegen betont, der Betriebsrat habe im Alleingang in die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem Servicepartner eingegriffen und so der Enercon-Tochter WEA geschadet.

"Das ist der bisher schwerwiegendste Fall einer zutiefst mitbestimmungsfeindlichen Haltung der Enercon-Geschäftsführung", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine gestern. Enercon agiere "innerbetrieblich wie im letzten Jahrhundert und hat offensichtlich deutlich Schwierigkeiten, demokratische Strukturen und die Mitbestimmung von Beschäftigten zu akzeptieren", fügte er hinzu.

"Mir ist nicht erklärlich, warum ein Unternehmen wie Enercon bei seinen Produkten auf Innovation und Nachhaltigkeit setzt, den Mitarbeitern, die sich gewerkschaftlich organisieren, aber massiv Steine in den Weg legt", sagte SPD-Landeschefin Katrin Budde. Die Firma verteidigt sich: Es gebe bei Enercon keinen unangemessenen Umgang, keine Willkür und kein Mobbing gegenüber Mitarbeitern und Betriebsräten.

Enercon ist Deutschlands größter Hersteller von Windkraftanlagen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben weltweit rund 13000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz liegt bei zirka fünf Milliarden Euro. Im Raum Magdeburg gibt es laut IG Metall 15 Standorte mit insgesamt 4000 Beschäftigten. Bei der WEA Service Ost arbeiten rund 280 Stammbeschäftigte und etwa 60 Leiharbeiter.