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Menschenrechtspreis für Magdeburger Verein Damit Flüchtlingskinder zurück ins Leben finden

Von Elisa Sowieja 27.09.2014, 03:12

Magdeburg l Rewan war zehn, als er aus Syrien floh. Er schaffte es bis nach Deutschland, in die zentrale Anlaufstelle in Halberstadt - allerdings allein. Bis heute weiß der Junge nicht, wo seine Eltern sind. Dass Kinder wie Rewan in Sachsen-Anhalt zurück ins Leben finden, darum kümmert sich seit 17 Jahren Refugium, ein Vormundschaftsverein der Caritas. Für sein Engagement hat er jetzt den Menschenrechtspreis Goldene Taube erhalten.

Wo Rewan wohnen, welche Schule er besuchen soll, dass er nicht abgeschoben wird - all das regelte Roland Bartnig. Er ist der hauptamtliche Vormund bei Refugium und betreut derzeit 28 Flüchtlingskinder ohne Eltern. Möglich ist das nur mit Unterstützung von rund 30 Vereinsmitgliedern, allen voran die Vorsitzende Monika Schwenke. Sie helfen den Kindern und Jugendlichen bei den Hausaufgaben, vermitteln ihnen Praktika, organisieren Theaterworkshops - Dinge, für die ein Vormund vom Amt nicht die Zeit hätte. "Besonders wichtig ist für uns auch die Spendenakquise", sagt Schwenke. "Denn das Land finanziert unsere Ausgaben nur zu 80 Prozent, den Rest müssen wir selbst aufbringen."

217 minderjährige Flüchtlinge aus 44 Ländern hat der Magdeburger Verein schon auf ihrem Weg ins Erwachsenendasein begleitet. Sie haben meist Grausames erlebt, berichtet die Vereinschefin: "Teils wurden die Eltern im Krieg ermordet, teils sind sie völlig verarmt und haben ihr Kind weggeschickt, damit es die Chance auf ein besseres Leben hat. Manche fliehen auch vor Zwangsheirat oder stammesritueller Genitalverstümmelung."

Der Vereinsarbeit widmet sich Schwenke - ähnlich wie die anderen Ehrenamtlichen - jede Woche etliche Stunden. Dabei hat sie schon einen Vollzeitjob bei der Caritas. Warum sie das macht, kann sie leicht erklären: "Wenn Kinder schutzbedürftig sind, ist es für mich als Mutter selbstverständlich zu helfen."

Rewan hatte Glück im Unglück. Die Clearingstelle in Magdeburg - dort leben die Kinder, wenn sie noch keinen Vormund haben - konnte einen älteren Bruder in Merseburg ausfindig machen. Dort ist aus dem hilflosen Flüchtling ein Schulkind geworden.