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Druck-Probleme Trinkwasserversorgung ist in Gefahr

Seit etwa drei Jahren haben die Einwohner von Heteborn massive Probleme
mit der Trinkwasserversorgung. Sobald mehrere Bürger die Dusche
benutzen, wird das verfügbare Wasser im Netz knapp. Bei einer Vorführung
machte die Ortswehr auf dieses Problem aufmerksam.

Von Christian Besecke 08.10.2014, 03:03

Heteborn l Sobald in Heteborn einmal Wasser benötigt wird, beginnen die Probleme. Erst im letzten Monat war hier ein Schuppen in Brand geraten. Ein Großteil der Tanklöschfahrzeuge der Verbandsgemeinde Vorharz war, gemäß der Ausrückeordnung, dabei im Einsatz. "Die Wassermenge hat gerade ausgereicht, um ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Häuser zu verhindern", schätzt Ortswehrleiter Ralf Faßhauer gegenüber der Volksstimme ein. "Die Hydranten konnten wir nicht nutzen, da hier der Wasserdruck zu schnell und zu stark abfällt. Der Teich im Ort ist zu schlammig, um daraus Löschwasser zu entnehmen." Den Ablauf bei einem eventuellen Großfeuer in der Gemeinde mag er sich gar nicht vorstellen.

Damit kommt er beim Vor-Ort-Termin in Heteborn schon auf den Punkt, der alle in der Gemeinde bewegt. Die Gemeinderäte Uwe Fabian (Hausneindorfer für Hausneindorf) und Robin Schmidt (CDU) haben dazu eingeladen. Die Feuerwehr, interessierte Bürger und Harald Brockelt, Leiter des Bau- und Ordnungsamtes der Verbandsgemeinde, sind gekommen.

Die Kameraden von der Ortswehr positionieren ein Löschfahrzeug und unterstreichen die Worte ihres Wehrleiters mit einer Vorführung. Ein Schlauch wird an einen Hydranten angeschlossen und die Pumpe beginnt ihre Arbeit. Wenig später spritzt Wasser aus einem weiteren Schlauch. "Jetzt haben wir knappe vier Bar Wasserdruck anliegen", informiert der Feuerwehrmann Stephan Faßhauer. Nach etwa einer Minute steht die Anzeige nur noch bei etwa zwei Bar. "Mit einem so schnell nachlassenden Druck können wir nicht arbeiten", stellt der Ortswehrleiter fest. Verbandsgemeinde-Wehrleiter Jürgen Kamm bestätigt das später gegenüber der Volksstimme. "Unsere Pumpen benötigen mindestens 1,5 Bar, um betrieben werden zu können", weiß er. Falle der Druck weiter ab, sei eine Wasserentnahme nicht mehr möglich.

Verbandsgemeinde plant die Teichsanierung

Das Thema sei bei der Verbandsgemeinde-Verwaltung hinlänglich bekannt, führt Harald Brockelt vor den versammelten Einwohnern von Heteborn aus. "Wir beschäftigen uns mit dem Gedanken, den Löschteich zu sanieren", sagt er. "Es sind bereits Schlammproben entnommen worden. Sie müssen geprüft werden." Es sei zu ermitteln, ob der Aushub einfach auf einen infrage kommenden Acker gebracht werden könne, oder gesondert entsorgt werden müsse. Außerdem bedürfe es erst einer Genehmigung durch den Landkreis Harz. "Geplant ist die Installation eines stationären Saugrohrs am Teich", führt er aus.

Die Bürger machen sich daraufhin Luft über die, ihrer Meinung nach, mangelhafte Versorgung mit Trinkwasser durch den Anbieter Midewa (Wasserversorgungsgesellschaft in Mitteldeutschland), und sie bringen Beispiele vor. "Ich muss mir im Vorfeld überlegen, ob ich die Waschmaschine oder die Spülmaschine in Betrieb nehme", sagt Cornelia Bertling. "Beides zusammen kann ich nicht laufen lassen, weil vielleicht im Ort zwischendurch irgendwo geduscht wird." Das Wasser reiche einfach nicht für alle, wenn mehrere Haushalte gleichzeitig Zugriff darauf hätten.

Robin Schmidt wirft ein: "Nach der eben erfolgten Aktion gibt es übrigens im gesamten Ort etwa anderhalb Stunden kein Wasser mehr. So lange braucht es, ehe es wieder in ausreichendem Maße von Hedersleben her den Berg hochgepumpt ist."

Cornelia Bertling berichtet davon, dass im Winter schon so mancher Durchlauferhitzer in Heteborn seinen Geist aufgegeben hätte, da er einfach nicht mit genügend Wasser versorgt werden konnte. Die Zustände seien so nicht hinnehmbar. Alles hätte mit der Außerbetriebnahme des Wasser-Druckbehälters vor etwa drei Jahren begonnen. Nun sitze man immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen.

Winfried Schmidt erinnert sich noch an den Grund dafür: Es seien Keime im Trinkwasser gefunden worden, daher habe man einfach den Behälter vom Netz genommen, anstatt ihn zu sanieren. "Nach dem Duschen riecht es in meinem Bad oft wie in einer Schwimmhalle", fährt Jana Ohlsen fort. "Mit Chlor scheint man ja nicht zu sparen." Beschwerden bei der Geschäftsstelle des Versorgers in Köthen seien bislang immer wieder abgewimmelt worden. Robin Schmidt teilt mit, dass er auch die Midewa zu dem Termin eingeladen hätte. Die Teilnahme sei aber abgelehnt worden.

Harald Brockelt hört sich die Berichte geduldig an und rät, die Fakten bei der Midewa vorzubringen. "Alle Bürger können ihre Beobachtungen, mit Datum und Uhrzeit, auch bei uns melden - am besten schriftlich", bietet er an. "Dann können wir als Verbandsgemeinde den Versorger über die Probleme informieren."

Der verantwortliche Niederlassungsleiter der Midewa in Köthen, Andreas Gorny, erklärt gegenüber der Volksstimme: "Wir nehmen die Hinweise der Einwohner sehr ernst und werden den Sachverhalt eingehend prüfen. Die Probleme waren uns bislang nicht in dem Umfang bekannt."