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Zündelei im Internet AfD-Politiker relativieren Holocaust und Terror

Erneut bringt der Landesverband Sachsen-Anhalt die AfD in die Schlagzeilen. Mehrere Vorstandsmitglieder haben rechtslastige Äußerungen und Verschwörungstheorien verbreitet. Die Bundesspitze steht unter Druck.

Von Hagen Eichler 09.10.2014, 03:04

Magdeburg l Gleich drei Mitglieder des Landesvorstands stehen wegen Facebook-Aktivitäten in der Kritik. Der Magdeburger Jobst von Harlessem hat auf seiner Seite eine Fotomontage verbreitet, auf der US-Präsident Barack Obama, dessen Vize und der Außenminister am Galgen aufgeknüpft werden. Mit der Aussage "Gefällt mir" bewertete Harlessem die Behauptung, hinter den Politikern steckten geheime Mächte - eine Grafik zeigte die Bankiers Morgan, Rothschild und Rockefeller. Über die Äußerungen berichtete zunächst der MDR.

"Die Macht im Staat haben die, die das Geld haben, wie die Familie Rothschild und andere." AfD-Politiker Jobst von Harlessem

Gegenüber der Volksstimme sagte Harlessem, er lehne Gewalt ab. Allerdings sei er überzeugt, dass die wahre Macht bei denen liege, die das Geld hätten, "wie die Familie Rothschild und andere". Eine Verschwörung vermutet er auch hinter den Anschlägen vom 11. September 2001. "Das World Trade Center wurde sechs Monate vorher extrem versichert, vor allem gegen Flugzeuganschläge", behauptet der 57-Jährige. Die AfD nehme sich die Freiheit, solche Themen anzusprechen.

Die Behauptung, dunkle Kräfte beherrschten die Welt, ist ein klassisches Motiv des Antisemitismus. Harlessem schwärmt auch von den germanischen Stämmen, die gegen das Römische Reich zusammengestanden hätten. Rassismus lehne er ab, beteuert er - er selbst lebe mit einer schwarzen Frau zusammen.

AfD-Landeschef André Poggenburg will nun prüfen, ob es sich um "unbedachte Überreaktionen" oder eine verfestigte Meinung handelt. Gewaltdarstellungen wie das Bild von Obama am Galgen lehne die AfD ab. Zweifel an den Darstellungen zum 11. September habe allerdings auch er. "Natürlich kommt da Verdacht auf, man hat oft das Gefühl, dass nicht die wahren Schuldigen benannt werden", sagte Poggenburg. Man dürfe Theorien aber nicht als Wahrheit darstellen.

Poggenburg ist selbst unter Druck, weil er im April die "Ausweisung" des Fernsehmoderators Michel Friedman verlangt hatte. Das sei ein Fehler gewesen, sagte er gestern. Allerdings bleibe er dabei, dass Friedman mit Drogen und Zwangsprostitution in Verbindung gebracht werde und daher "aus der deutschen Medienlandschaft verschwinden" solle. Mit einer Relativierung des Holocausts ist zudem der AfD-Vorstand Dirk Hoffmann aufgefallen. Der Krieg Israels in Gaza sei "mindestes genauso schlimm", schrieb Hoffmann auf Harlessems Facebook-Seite.

Rechte Thesen werden in der AfD bundesweit immer wieder verbreitet. Jüngster Fall ist der Schweriner Landeschef Holger Arppe, der nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau wegen Volksverhetzung angeklagt ist.