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Zwei Drittel der Fernzüge ausgefallen Fahrgäste bleiben auf der Strecke

Stillstand auf den Bahnhöfen: Tausende Reisende und Pendler sind vom
Streik der Lokführer betroffen. Der Ausstand wird den Zugverkehr auch am
heutigen Donnerstag massiv beeinträchtigen.

Von Jana Wiehe und Christopher Kissmann 16.10.2014, 01:16

Magdeburg l "Zug fällt aus! Zug fällt aus!", meldet der Ticker auf der elektronischen Anzeigentafel im Foyer des Magdeburger Hauptbahnhofs. Ob nach Emden, Köln, Leipzig oder Hannover - im Fernverkehr geht am Mittwochmorgen nichts mehr. Und das, obwohl der Lokführerstreik offiziell erst um 14 Uhr startet. Viele Reisende stranden bereits am Vormittag auf dem Magdeburger Bahnhof. Einzige Hoffnung: Sich wenigstens noch mit Regionalzügen durchhangeln.

Im nördlichen Teil Sachsen-Anhalts hat das im Vergleich mit anderen Regionen noch in einigen Fällen funktioniert. "Der östliche und südliche Teil Mitteldeutschlands war noch stärker von Zugausfällen betroffen", erklärte ein Sprecher der Bahn auf Volksstimme-Anfrage. Er bezeichnete die Auswirkungen des Streiks als "massiv". Etwa zwei Drittel der Fernzüge sollen ausgefallen sein.

Zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) herrscht weiter Funkstille. Eigentlich seien für Mittwochabend vertrauliche Gespräche vereinbart gewesen, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. "Diese Chance wird durch den Streik mutwillig vertan." Er warf der Gewerkschaft Machtgier vor. "Die GDL will nicht zusammenarbeiten - mit niemandem. Sie stellt Machtgelüste über vernünftiges Verhandeln."

Ähnlich äußerte sich der Fahrgastverband Pro Bahn. "Es wird immer offensichtlicher, dass es der GDL vorwiegend um die Ausweitung ihres Machtbereichs geht und nicht um tarifliche Forderungen", sagte ein Pro-Bahn-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Wegen der kurzen Vorwarnzeiten hätten viele Fahrgäste keine Chance, sich auf die Einschränkungen einzustellen.

"Das ist unser gutes Recht"

GDL-Chef Claus Weselsky wies die Kritik am zweiten Streik innerhalb von acht Tagen zurück. "Das ist unser gutes Recht", sagte er. Je nach Schicht seien 2000 bis 5000 Kollegen im Ausstand gewesen. Einer von ihnen ist Gerald Trül, der seit über 30 Jahren für die Deutsche Bahn fährt. "Ich stehe hinter den Forderungen der Gewerkschaft", sagte er gestern auf dem Magdeburger Hauptbahnhof knapp. Sein Zug sollte eigentlich bis Wolfsburg fahren, doch in Haldensleben war Schluss. Dort hat er abgeschlossen.

Der Streik der Lokführer sollte bis 4 Uhr am heutigen Donnerstag dauern. Mit Nachwehen im Zugverkehr ist aber weiter zu rechnen. "Normal wird das heute auf keinen Fall laufen. Wir versuchen aber, die Auswirkungen so schnell wie möglich zu beseitigen", sagte ein Bahnsprecher.

Ob in den nächsten Tagen und am Wochenende weitere Zugausfälle drohen, ist noch unklar. Hartmut Schaefer von der GDL Mitteldeutschland sagte: "Wir wissen es noch nicht. Wir streiken ja nicht aus Jux und Tollerei. Wenn der Bahn-Vorstand endlich ein akzeptables Angebot vorlegt, werden weitere Streikaktionen nicht notwendig sein."