1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Möllring würde Studenten zahlen lassen

EIL

Studiengebühren in Sachsen-Anhalt Möllring würde Studenten zahlen lassen

Seit diesem Wintersemester ist das Regelstudium wieder in allen
Bundesländern kostenfrei. Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU)
hält das für einen Fehler. Ohne Gebühren, warnt er, seien deutsche
Hochschulen stets unterfinanziert.

Von Hagen Eichler 24.10.2014, 03:12

Magdeburg l Als Finanzminister in Niedersachsen hatte Möllring 2005 mit durchgesetzt, dass Studenten pro Semester 500 Euro zahlen müssen. Jetzt, als Wissenschaftsminister von Sachsen-Anhalt, hat er seine Auffassung bekräftigt: Studiengebühren sind aus seiner Sicht unumgänglich für leistungsfähige Hochschulen.

"Solange wir die Hochschulen ausschließlich aus Steuermitteln finanzieren, werden wir international immer hinterherhinken", sagte Möllring am Mittwochabend vor Hochschullehrern in Magdeburg. Außer in Deutschland und Österreich sei es überall "selbstverständlich, dass man seinen Obolus entrichten muss". Möllring sprach auf Einladung des Hochschulverbandes, der Berufsvertretung der Universitätslehrer.

Studiengebühren für einzelne Studiengänge

Insgesamt sieben Bundesländer hatten Studiengebühren eingeführt. Mittlerweile sind sie jedoch überall abgeschafft, zuletzt in Niedersachsen nach dem Regierungswechsel zu Rot-Grün. In Sachsen-Anhalt haben CDU und SPD Studiengebühren ausgeschlossen. Der erste berufsqualifizierende Abschluss "und ein weiterer darauf aufbauender Masterstudiengang" sind laut Koalitionsvertrag kostenlos.

Er vertrete eine Minderheitenmeinung, sagte Möllring, "aber ich glaube, dass ich recht habe". In seiner Amtszeit werde er die Rückkehr von Gebühren nicht mehr erleben, wohl aber in seinem Leben. Denkbar sei, dass die Beiträge nicht flächendeckend, sondern für einzelne Institute oder Studiengänge verlangt werden.

"Wir schütteln da nur den Kopf. Alle Länder haben sich gegen Gebühren festgelegt." - Armin Willingmann, Präsident der Landesrektorenkonferenz

Es ist nicht der erste Ruf nach einem gebührenfinanzierten Studium. Vor einer Woche hatte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, diese Forderung erhoben. "Die Hochschulen sind schon jetzt völlig unzureichend ausgestattet. Studienbeiträge können sinnvoll die staatliche Finanzierung ergänzen", sagte Hippler der Süddeutschen Zeitung. Am Donnerstag brachte sein Stellvertreter Andreas Bertram die Summe von 250 Euro ins Gespräch, die jeder Student pro Semester berappen sollte.

Studiengebühren abschreckend für Familien

Die Hochschul-Chefs in Sachsen-Anhalt halten davon jedoch nichts. "Wir schütteln da nur den Kopf", sagt Armin Willingmann, Präsident der Landesrektorenkonferenz. Studiengebühren seien für Interessenten aus finanzschwachen Familien abschreckend. Das gelte selbst dann, wenn sie erst nach dem Studium, mit Beginn der Berufstätigkeit bezahlt werden müssen. "Wenn man diese Abschreckung vermeiden will, braucht man Stipendienprogramme und Ausnahmetatbestände", warnt Willingmann, "da bliebe von den Einnahmen nicht mehr viel übrig."

Im Übrigen müssten demokratische Spielregeln gelten. "Alle Länder haben sich gegen Gebühren festgelegt, da verbietet es sich, schon wieder über die Einführung zu reden." Die Skepsis unter den sieben Hochschulrektoren in Sachsen-Anhalt sei einhellig.