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Rentenbericht Nach Renten-Hoch steil abwärts

Die 20 Millionen deutschen Rentner können sich freuen: Die Altersbezüge sollen in den kommenden Jahren um bis zu 4,6 Prozent steigen. Doch das Hoch ist nicht von Dauer. Auf längere Sicht wird die Rentenhöhe so stark sinken, dass immer mehr Menschen Altersarmut droht.

Von Steffen Honig 19.11.2014, 02:08

Magdeburg l Das Bundeskabinett berät am heutigen Mittwoch den Rentenbericht 2014. Nach vorliegenden Informationen werden darin Rentenanpassungen von 1,7 Prozent für 2015 in Ostdeutschland angenommen. Für 2016 weisen Modellrechnungen sogar 4,6 Prozent aus, in den beiden Folgejahren dann jeweils 2,5 Prozent. Im Westen liegen die Werte leicht darunter.

Etwa in Zwei-Prozent-Schritten soll es mit den Erhöhungen der Altersbezüge bis 2028 weitergehen. Gleichzeitig steigt aber auch der Rentenbeitragssatz - von 18,7 Prozent im kommenden Jahr auf 21,4 Prozent im Jahr 2028.

Die Einstiegsrenten sinken aber von Jahr zu Jahr und tendieren sogar in Richtung Existenzminimum. Grund dafür ist das politisch gewollte immer stärkere Auseinanderklaffen von Arbeitseinkommen und Altersbezügen.

Liegt das Rentenniveau 2014 noch bei 47,5 Prozent des deutschen Durchschnittslohns, werden es nach bisherigen Projektionen 2030 nur noch 43,7 Prozent sein. Die Absenkung wurde vor zehn Jahren von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen, um so den Anstieg der Rentenbeiträge nicht ausufern zu lassen.

Die Folgen sind gravierend, wie eine Studie der Uni Duisburg-Essen zeigt. Ein Durchschnittsverdiener, der 2015 in Rente geht und rund 30 Jahre Beitrag gezahlt hat, bekommt gerade mal eine Rente in Höhe der Grundsicherung. Diese Sozialleistung liegt einschließlich der Kosten für Wohnen und Heizen derzeit bei rund 690 Euro im Monat. Aussichtslos ist demnach die Lage für Geringverdiener: Wer 1450 Euro verdient, müsste absurde 63 (!) Jahre arbeiten, um überhaupt eine Rente auf Hartz-IV-Niveau zu erzielen.

Schon jetzt schlägt der Paritätische Wohlfahrtsverband Alarm: Angesichts der Zahl von aktuell einer halben Million Beziehern von Altersgrundsicherung fordert der Verband von der Regierung umgehend Maßnahmen gegen die Altersarmut.

Die Rentenversicherung Mitteldeutschland empfiehlt angesichts der wachsenden späteren Lücke zwischen Rente und Löhnen dringend, eine zusätzliche private Absicherung für das Alter. Eigens dazu war bereits 2002 die staatlich geförderte Riester-Rente (benannt nach dem damaligen SPD-Arbeitsminister) eingeführt worden. Millionen Arbeitnehmer nutzen neben anderen Instrumenten diese Möglichkeit der Altersvorsorge. Das Problem: Riester-Rente und gesetzliche Rente bringen derzeit weniger, als bis vor kurzem noch die Altersrente allein.