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Pachtvergabe Bauern streiten um Kirchenland

Die evangelische Kirche steht als große Grund-eigentümerin in der Kritik. Etliche Landwirte klagen über die Kriterien der Pachtvergabe. Heute berät sich das Kirchenparlament, mehrere Änderungswünsche liegen auf dem Tisch.

Von Hagen Eichler 20.11.2014, 02:08

Magdeburg/Erfurt l Rund 70.000 Hektar Acker- und Grünland verpachtet die mitteldeutsche Landeskirche (EKM) an Landwirte, darunter in der Magdeburger Börde etliche der fruchtbarsten Äcker Deutschlands. Die Pachteinnahmen fließen in die Besoldung der Pfarrer und den Erhalt der Kirchen. Doch jetzt gibt es heftige Kritik an den Regeln, nach denen die Kirche ihre Pächter auswählt.

50 protestierende Kleinbauern haben am Mittwoch in Erfurt vor dem Eröffnungsgottesdienst der Landessynode ihr Vieh vor die Michaeliskirche getrieben. Sie forderten, Familienbetriebe gegenüber Großunternehmen bei der Pachtvergabe zu bevorzugen.

Es geht vor allem um Höfe in Sachsen-Anhalt - etwa den von Mathias Nagel aus Tryppehna (Jerichower Land). Der Landwirt hatte sich 1991 als Wiedereinrichter eine Existenz aufgebaut, die Familie ist seit dem 15. Jahrhundert im Dorf ansässig. Jetzt hat er sieben Hektar Pachtland an einen Großbauern verloren. "Dass er seit drei Legislaturperioden im Gemeindekirchenrat aktiv ist, wird überhaupt nicht berücksichtigt", bedauert Ortspfarrer Martin Vibrans. Verloren hat allerdings auch ein Großbetrieb. Vibrans ärgert vor allem, dass die Kirchengemeinde keinen Einblick in das Vergabeverfahren hat. Dafür zuständig ist allein das Kirchenkreisamt.

Kirchengemeinden sehen sich als Opfer

Rund 1400 Pachtverträge hat die EKM, die in etwa Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst, allein in diesem Jahr abgeschlossen. Die Flächen sind begehrt, im Schnitt bewerben sich sechs Interessenten auf jede Ausschreibung. Wie viele Bauern insgesamt Kirchenland pachten, wird nicht erfasst. Von "mehreren Tausend" spricht die Landeskirche. Aus Sicht des Landeskirchenamts hat sich das seit 2012 geltende Vergabesystem bewährt. Strittig seien lediglich "Einzelfälle", sagt Diethard Brandt, Leiter des Grundstücksreferats.

Kirchenparlamentarier fordern indessen Änderungen. "Die jetzige Regelung stört den Frieden in den Gemeinden", sagt etwa Erik Hannen, Präses der Kreissynode Egeln. Er fordert, die Gemeindekirchenräte einzubinden. Die Kirchengemeinden seien Opfer einer "kalten Enteignung" geworden, konstatiert er.

Drei Änderungsanträge liegen auf dem Tisch. Einer fordert auch einen Mechanismus, der den Anstieg der Pachtpreise bremst. Die Landessynode will über die Vergaberegeln heute Abend beraten.