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Landeshauptstadt gedenkt Bombenangriffs und wehrt sich Magdeburg hält heute den Atem an

Magdeburg gedenkt heute einer seiner schwersten Stunden der
Stadtgeschichte. Bei einem Bombenangriff am 16. Januar 1945 wurde die
Innenstadt nahezu vollständig zerstört.

Von Rainer Schweingel 16.01.2015, 02:06

Magdeburg l Der Feuersturm war um 21.28 Uhr entzündet worden. Der sogenannte Masterbomber erreichte die Stadtgrenzen und warf drei Leuchtbomben ab. Sie markierten das Zielgebiet für Hunderte Flugzeuge der englischen Royal Airforce. Binnen einer halben Stunde warfen sie Tausende Tonnen Bombenlast ab.

Die Innenstadt zwischen Hauptbahnhof, heutigem Uniplatz, Elbe und Hasselbachplatz stand in Flammen, darunter mit dem Breiten Weg eine der schönsten Barockstraßen Europas. Etwa 2500 Menschen verbrannten oder erstickten in den Kellern. Es gab mehr als 11000 Verletzte.

In den Tagen darauf wurde das ganze Ausmaß des Angriffs sichtbar. Etwa 90 Prozent der Innenstadt sowie 60 Prozent der restlichen Stadtteile waren zerstört oder stark beschädigt worden. Der Angriff auf die damalige mitteldeutsche Metropole mit 336000 Einwohnern, die zugleich wichtiger Rüstungsstandort war, gilt als einer der schwersten Angriffe auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg.

Nach dem Krieg musste Magdeburgs Innenstadt neu aufgebaut werden. Bis auf Rathaus, Dom und einige wenige Häuser in der Innenstadt erinnert nichts mehr an das alte Magdeburg. In den sieben Jahrzehnten entstand ein völlig neues Stadtbild. Der 16. Januar gilt seither als Mahn- und Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewalt. Um 21.28 Uhr, dem Zeitpunkt des damaligen Luftangriffs, werden alle Kirchenglocken der Stadt läuten.

Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hat zur Teilnahme an den Gedenkfeiern eingeladen, unter anderem heute um 15 Uhr auf dem Westfriedhof. Dort sind Opfer der Bombennacht bestattet. Trümper mahnte: "Wir wenden uns gegen den Missbrauch dieses traurigen Anliegens für die geschichtsverfälschende und demokratiefeindliche Propaganda rechter Kräfte." Der Gedenktag wurde in der Vergangenheit regelmäßig von rechten Gruppierungen für ihre Zwecke genutzt. Magdeburg protestiert dagegen seit Jahren unter anderem mit einer Meile der Demokratie. Sie lädt am Sonnabend ab 12 Uhr auf den Breiten Weg zwischen Dom und Altem Markt ein und wirbt für ein weltoffenes, tolerantes Magdeburg. Erwartet werden mehr als 10000 Besucher. Seite 2