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6500 Gegendemonstranten in Magdeburg Magida eingekesselt

Die Anti-Islam-Bewegung Pegida hat nun auch einen Magdeburger Ableger -
Magida. 600 Anhänger wollten am Montagabend einen Protest-Spaziergang
durch die Innenstadt unternehmen. Doch dazu kam es nicht. Ihnen
gegenüber standen nach Polizeiangaben 6500 Gegendemonstranten.

Von Matthias Fricke, Alexander Dinger und Oliver Schlicht 20.01.2015, 01:17

Magdeburg l Die "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) demonstrierten Montag zum ersten Mal in Magdeburg. Mit knapp 600 Anhängern fand die Bewegung aber deutlich weniger Zuspruch als im sächsischen Dresden.

Das Demonstrationsgeschehen begann auf dem Alten Markt um 18 Uhr mit der Gegendemonstration. Eine halbe Stunde später griff in unmittelbarer Nähe der erste Magida-Redner zum Megafon. Die Stimmung war aufgeheizt. Die Polizei hatte den Markt in zwei Hälften geteilt und trennte die Demonstranten durch eine Polizeikette. Aus dem zunächst geplanten "Spaziergang" wurde nichts. Die große Mehrheit der Gegner kesselte die Magida-Demonstranten ein, die schließlich unter Polizeischutz vom Alten Markt geführt werden mussten. Dabei skandierten die Magida-Anhänger den Wendeslogan "Wir sind das Volk!" Die Gegner antworteten "Ihr seid nicht das Volk!". Und auf einem Transparent stand zu lesen: "Wirr ist das Volk!"

Der Redner der Magida-Kundgebung warnte vor einer drohenden Überfremdung Europas. Demonstranten trugen viele Deutschlandfahnen. Auf Transparenten standen Losungen wie "Einwanderung braucht klare Regeln!" und "Gegen religiösen Fanatismus und jede Art von Radikalismus". Wichtig war vielen Teilnehmern die Abgrenzung von Rechtsradikalen. "Wir sind keine Nazis!" war am Rande ein häufig gesagter Satz.

Die Gegendemonstranten - unter ihnen Hunderte Studenten von Universität und Hochschule - antworteten mit viel Spott. "Magida kann mi ma!" stand auf einem Schild. Unter den Gegendemonstranten war auch Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Magdeburg dürfe nicht aus Unkenntnis heraus für die Verbreitung von Vorurteilen missbraucht werden, sagte er. Die evangelische Landesbischöfin, Ilse Junkermann, ging auf den von Pegida verwendeten Begriff "Abendland" ein: "Der christliche Glaube ist keine westliche Erfindung. Er kommt aus dem Morgenland." Jerusalem sei heute die heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime gleichermaßen. Auf der Bühne der Gegendemonstranten reichten sich Wadim Laiter, Vorsitzender der jüdischen Synagogen-Gemeinde, und Moawia Al-Hamid, erster Vorsitzender der Islamischen Gemeinde, demonstrativ die Hände und sprachen sich für ein friedliches Miteinander der Religionen aus.

Gegen 20 Uhr gingen die Demonstrationen in Magdeburg zu Ende. Fazit der Polizei: ein Verletzter, aber ansonsten ein weitgehend gewaltfreier Veranstaltungsverlauf.