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Zahl der Graffiti-Schmierereien an Zügen nimmt zu / Konzern rüstet gegen Kriminelle auf Millionenschäden bei der Bahn

In Sachsen-Anhalt haben es Graffiti-Sprayer zunehmend auf Züge der Bahn abgesehen. Auch Buntmetalldiebe halten die Polizei in Atem. Die Schäden gehen in die Millionen, der Bahnkonzern rüstet sicherheitstechnisch auf.

21.03.2015, 01:28

Magdeburg l Züge, Wartehäuschen, Fahrplanvitrinen - Graffiti-Sprayer machen in Sachsen-Anhalt vor nichts halt. Die Bundespolizei hat im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme von Schmierereien registriert, die Zahl der Straftaten stieg um 131 auf 1252. Auch Buntmetalldiebstähle stellen weiter ein Problem dar. "Hier sind organisierte Banden am Werk", erklärt Polizeisprecher Bernd Förster auf Volksstimme-Anfrage.

Insgesamt ging die Zahl der Straftaten in Sachsen-Anhalt 2014 leicht auf 5593 zurück, doch auch aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn in Mitteldeutschland ist das noch längst kein Grund zum Jubeln. "Graffiti-Sprayer richten Millionenschäden an", betont Verbands-Sprecher Carsten Schulze. "Bei Zügen reicht es oft nicht, die Farbe wieder abzuwaschen - meist gehen auch Dichtungen und Tür-Sensoren durch Graffiti kaputt." Die Deutsche Bahn beziffert die Reparatur-Kosten bundesweit auf 8,1 Millionen Euro.

Die Sprayer richten aber nicht nur materiellen Schaden an, erklärt Schulze. "Bei beschmierten Zügen haben Sehbehinderte große Probleme, die Tür zu finden - die selbsternannten Künstler treffen so mit ihren Werken die Schwachen in der Gesellschaft." Schmierereien seien oftmals auch die Ursache für Zugausfälle und "Zwangskuscheln" in nachfolgenden Zügen. Aber auch Buntmetalldiebe tragen zu Ausfällen bei. "Vor allem Erdungskabel werden gestohlen", berichtet Polizeisprecher Bernd Förster. Die Kriminellen würden versuchen, das Metall von den Bahnschienen bei Schrott- und Metallverwertern zu Geld zu machen. Bundesweit lag der Schaden nach Bahn-Angaben bei 17 Millionen Euro.

"Hohe kriminelle Energie" bescheinigt Förster auch jenen, die Fahrkartenautomaten sprengen. Er begrüßt, dass die Bahn künftig Farbpatronen in die Automaten einbaut, das Geld bei einem Aufbruch auf die Weise unbrauchbar gemacht wird. Insgesamt will der Konzern 160 Millionen Euro künftig in Sicherheitstechnik investieren. Zum Einsatz soll auch künstliche DNA kommen. Sie wird etwa an Erdungskabeln angebracht, damit Diebe im Zweifelsfall überführt werden können.

In Zügen will die Bahn mehr Videoüberwachung einsetzen. So will sie dem Vandalismus in Form beschädigter Sitze und zerkratzter Scheiben entgegenwirken. Immerhin nahm die Zahl der Vandalismus-Vorfälle in Sachsen-Anhalt 2014 ab, sie sank um 48 auf 606. Grundsätzlich, betont Pro-Bahn-Sprecher Carsten Schulze, könnten sich Bahnkunden in den Zügen aber trotz allem sicher fühlen.