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Insolventer Maschinenbauer Vakoma Wenn eine Firma Opfer der Politik wird

Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt leidet unter der Ukraine-Krise. Erstmals hat mit Vakoma nun auch ein Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. 45 Mitarbeitern droht der Arbeitsplatzverlust.

24.03.2015, 01:27

Magdeburg l Das Traditionsunternehmen Vakoma hat nach millionenschweren Auftragseinbrüchen Insolvenz angemeldet. Am Montag bestellte das Amtsgericht Magdeburg den Hallenser Lucas Flöther als vorläufigen Insolvenzverwalter. Er soll das Unternehmen sanieren und die Jobs retten.

Vakoma hatte sich in den vergangenen Jahren auf den russischen Markt spezialisiert. Der Maschinenbauer lieferte Antriebe für Zementöfen und Mühlen, aber auch Turbokompressoren für Ölraffinerien. Das Geschäft brummte - bis zum Ausbruch der Ukraine-Krise. Die von der EU und den USA verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland führten zu einem dramatischen Einbruch der russischen Wirtschaft - und bei Vakoma sprangen die Kunden ab.

"Wir haben immer vor den Folgen der Sanktionen gewarnt, aber auf uns wollte ja kein Politiker hören", so Vakoma-Geschäftsführer Gerhard Krossing. Der Umsatz des Unternehmens sei zuletzt von knapp fünf auf 2,5 Millionen Euro eingebrochen. Vor der Ukraine-Krise lag das angepeilte Umsatzziel bei zehn Millionen Euro. "Bei uns drohen Vermögenswerte vernichtet zu werden, die in vielen Jahren aufgebaut wurden." Die Unternehmensgeschichte reicht über die Enteignung nach dem Krieg und Reprivatisierung 1990 bis ins Jahr 1869 zurück.

Insolvenzverwalter Lucas Flöther will den Maschinenbauer nun sanieren. "Wir verhandeln gerade mit mehreren Kunden über neue Aufträge", so Flöther. Vakoma habe einen guten Ruf, deshalb sei er "vorsichtig optimistisch", dass eine Rettung klappen könnte. "Entscheidend wird sein, ob es gelingt, das Russland-Geschäft wieder zu beleben und neue Märkte zu erschließen." Der Geschäftsbetrieb soll vorerst fortgeführt werden, bis Ende Mai erhalten die 45 Beschäftigten Insolvenzgeld. "Ob danach Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, hängt von den Fortschritten bei der Sanierung ab", so Flöther weiter.

Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) bedauerte am Montag die Insolvenz. "Wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten engagieren, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und einen unternehmerischen Neustart zu unterstützen." Das Land hatte Vakoma erst vor zwei Jahren mit 3,6 Millionen Euro für den Bau eines neuen Getriebewerks gefördert.

Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg kritisierte am Montag die Russland-Sanktionen noch einmal scharf. IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März sagte: "Der Konflikt darf nicht auf dem Rücken einzelner Betriebe wie Vakoma ausgetragen werden. Handelssanktionen sind hochriskant und führen meist in die Sackgasse."