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Gewerkschaften führen psychische Belastung an Lehrer attackieren Rente mit 67

Von Hagen Eichler 11.04.2015, 03:18
Lehrer sind in Deutschland zur besonderen Loyalität gegenüber ihrem Dienstherren verpflichtet und dürfen nicht streiken. Foto: Heiko Wolfraum/Archiv
Lehrer sind in Deutschland zur besonderen Loyalität gegenüber ihrem Dienstherren verpflichtet und dürfen nicht streiken. Foto: Heiko Wolfraum/Archiv dpa

Magdeburg l 16.400 Lehrer arbeiten in Sachsen-Anhalt. Bis zum regulären Ende des Berufslebens hält jedoch kaum einer durch: Nur 161 aktive Lehrer sind älter als 62 Jahre. Sachsen-Anhalts Philologenverband, die Vertretung der Gymnasiallehrer, fordert deshalb: Lehrer sollten von der Rente mit 67 ausgenommen werden.

Anzeichen für zunehmend erschöpfte Lehrerschaft

"Viele können das Rentenalter schon jetzt gar nicht erreichen, weil sie einfach fertig sind", sagt Verbandschef Jürgen Mannke. Die psychische Belastung im täglichen Umgang mit Kindern zermürbe die Kollegen. Anders als etwa Polizisten könnten sich Lehrer im Alter auch nicht auf weniger anstrengende Tätigkeiten zurückziehen.

Unterricht mit bis zu 30 Kindern sei "ein knüppelharter Job mit einer hohen Verantwortung", sagt Mannke. Es gibt Anzeichen für eine zunehmend erschöpfte Lehrerschaft. So stieg der Anteil der Langzeit-Erkrankten in nur zehn Jahren fast auf das Dreifache: von 0,8 Prozent auf 2,3 Prozent im vergangenen Schuljahr. Zudem werden mehr Lehrer als vor zehn Jahren für dienstunfähig erklärt, ebenso gestiegen ist die Zahl der Kündigungen.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht das mit Sorge. Die physische und psychische Fitness der Lehrkräfte über 60 schwinde, der Altersabstand zu den Schülern werde immer größer, sagt Landesvorsitzender Thomas Lippmann. "Diejenigen, die heute mit über 60 vor der Klasse stehen, tun es, weil sie müssen, und nicht, weil sie es für richtig halten."

Das Kultusministerium hält das für Spekulation. "Für solche Aussagen gibt es keine verifizierbare Grundlage", sagt Ministeriumssprecherin Karina Kunze. Den vorzeitigen Abschied vieler Lehrer vor der regulären Altersgrenze führt das Ministerium auf die "teils attraktiven Angebote" des vorzeitigen Ruhestands zurück.

In den Lehrerzimmern indes ist der Frust weit verbreitet. "Ein Lehrer mit 65 oder 66 Jahren wäre nervlich völlig runter", sagt etwa Wolfgang Berge, Leiter der Wernigeröder Stadtfeld-Grundschule.