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Waschmittelwerk Genthin Beschäftigte seit April ohne Lohn

Nach der Insolvenz des Duisburger Chemieunternehmens Gemini kämpfen 132 Mitarbeiter im Waschmittelwerk Genthin um ihre Arbeitsplätze. Im anstehenden Insolvenzverfahren wollen sie ein Mitspracherecht erwirken.

08.05.2015, 01:20

Genthin l Der Betriebsrat des Waschmittelwerks Genthin ließ am Mittwochnachmittag beim zuständigen Amtsgericht in Duisburg eine sogenannte Schutzschrift hinterlegen. Das bestätigte Gerichtssprecher Rolf Rausch auf Anfrage. Sofern das Gericht dieses Dokument akzeptiert, hätten die Mitarbeiter im anstehenden Insolvenzverfahren ein Mitspracherecht.

Denn Gemini steht auch bei den Genthiner Beschäftigten in der Kreide. Für den Monat April gab es kein Gehalt mehr. Am Mittwoch erklärten Gemini und die Tochtergesellschaft Luhns ihre Zahlungsunfähigkeit. Bei den Mitarbeitern in Genthin ist die Erinnerung an den Juli des vergangenen Jahres noch frisch. Der damalige Eigentümer Hansa Group reichte Insolvenz ein. Es folgte ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, an dessen Ende der Verkauf des Werks in Genthin und anderer Standorte in Nordrhein-Westfalen an die Gemini-Holding stand. An ihr sind die Brüder Khodayar und Zolfaghar Alambeigi beteiligt, die zuvor auch bei der Hansa Group die Fäden zogen.

"Die Mitarbeiter fühlten sich bei der Eigenverwaltung nicht ausreichend in ihren Interessen geschützt", sagte Erhard Koppitz, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Um den Standort zu erhalten, sollte es das Ziel sein, die Insolvenz nicht in Eigenverwaltung durchzuführen, heißt es auch aus dem Wirtschaftsministerium. "Das Waschmittelwerk Genthin braucht ein belastbares Zukunftskonzept mit einem seriösen Investor. In die Suche nach potentiellen Investoren wird sich das Ministerium aktiv einbringen", erklärte Staatssekretärin Tamara Zieschang (CDU).

Seit Monaten keine Tenside mehr produziert

Die 132 Mitarbeiter in Genthin hoffen darauf, dass das Gericht schnell einen Insolvenzverwalter bestellt. "Unser Wunsch ist, dass möglichst rasch Insolvenzgeld an die Mitarbeiter überwiesen wird", sagte Betriebsratschef Olaf Thiele.

Am Mittwochmittag erreichte die Nachricht der Insolvenz Geminis die Beschäftigten. "Wir waren entsetzt, obgleich wir damit gerechnet hatten", erklärte Thiele. Seit Monaten wurden die Tenside, die als Weichmacher für Waschmittel dienen, nicht mehr produziert. Die Belegschaft wünsche sich nun einen Investor, der "über einen langen Zeitraum verlässlich ist".

Vor zwei Wochen durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Werk und andere Standorte. Die Alambeigi-Brüder sitzen seitdem in Haft. Ihnen wird Bilanzfälschung vorgeworfen. Auch für Sachsen-Anhalt haben die Alambeigi-Geschäfte ein Nachspiel. Nach der Hansa-Insolvenz forderte die Investitionsbank Fördermittel in Höhe von 9,1 Millionen Euro zurück. Bis heute wartet das Land auf die Rückzahlung.