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Prozess am Magdeburger Landgericht Vater soll Tochter beinahe zu Tode geschüttelt haben

Von Matthias Fricke 06.06.2015, 03:18

Magdeburg l Der 30-jährige Kevin K. wird am Freitag in Handschellen zum Prozessauftakt in den Saal des Magdeburger Landgerichtes geführt. Mit einem A4-Bild seiner 27-jährigen Verlobten und der kleinen Florentina, die inzwischen 17 Monate alt ist, verdeckt der Magdeburger sein Gesicht vor den Kameras.

Die von ihm gezeigten Mutter und Tochter sind nach Ansicht von Oberstaatsanwältin Martina Klein die Opfer in dem Verfahren. Sie wirft dem Angeklagten versuchten Totschlag vor. Bei insgesamt vier Angriffen habe er das damals nur sechs Monate alte Baby so heftig geschüttelt, dass er dieses "in die Gefahr des Todes gebracht hat". Ärzte der Universitäts-Kinderklinik entdeckten am 18. September 2014 die Gewaltspuren und informierten die Rechtsmedizin.

Die Mutter des Kindes traute sich bei den Untersuchungen der Ärztin an. Dr. Katja Jachau: "Sie sagte mir, dass sie selbst mehrfach am Arm gegriffen, geschlagen und auf den Boden geworfen wurde." Die Rechtsmedizinerin dokumentierte deshalb auch die Verletzungen an der Frau.

Weitere Untersuchungen in der Klinik durch einen Magnet-Resonanz-Tomographen (MRT) ergaben bei Florentina schwere Verletzungen im Kopf. Dort stellte ein Facharzt mehrere Einblutungen am Gehirn verschiedenen Alters fest. Jachau erklärt später im Gerichtssaal: "Die Verletzungen deuten auf längerzeitiges Schütteln hin." Das Mädchen dürfte sich nicht nur einmal in Lebensgefahr befunden haben. Der Vater des Kindes kommt laut Staatsanwaltschaft auch als einziger für die Schüttelangriffe in Frage. Er war an den fraglichen Tagen allein zu Hause. Neben den schweren Verletzungen stellten die Mediziner bei den Untersuchungen damals auch zahlreiche blaue Flecke am Gesäß und den Oberschenkeln fest.

Kevin K. schweigt zu all den Vorwürfen, will noch nicht mal zu seiner Person Auskunft geben. Er selbst ist der Justiz aber hinlänglich bekannt. Fast 20 Vorstrafen unter anderem wegen verschiedener Straftaten von Körperverletzung bis räuberischer Erpressung sowie zahlreichen Einbrüchen füllen seine Akten. Und: Bereits im Januar 2005 hat Kevin K. das zehn Monate alte Kleinkind seiner damaligen Lebensgefährtin mit einem Schuh schwer verprügelt und es auch geschüttelt. Das Kind erlitt dabei bleibende Schäden und wurde später in einer Pflegefamilie untergebracht. Die Jugendstrafkammer verurteilte den damals 21-Jährigen 2006 zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die aber zur Bewährung ausgesetzt wurden.

Das Gericht und die Oberstaatsanwältin zeigten sich am Freitag überrascht, als die Kindesmutter von Florentina sagt: "Wir haben uns im April in der Untersuchungshaftanstalt verlobt." Damit muss sie nun nicht mehr gegen den Kindesvater aussagen. Offen blieb auch, wer die Besuche in der JVA Burg vor der Verhandlung genehmigte. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Im vergangenen Jahr sind in Sachsen-Anhalt vier Kinder bei Misshandlungen getötet worden. 2013 waren es sogar zehn.