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Lohnniveau in Sachsen-Anhalt Im Westen gibt´s 859 Euro mehr

Die Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt haben in den vergangenen Jahren
stetig mehr verdient. Doch das Lohngefälle zum Westen bleibt groß und
könnte den Fachkräftemangel verschärfen.

06.06.2015, 01:18

Magdeburg l Durchschnittlich 2235 Euro pro Monat brutto haben die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt im Jahr 2013 verdient, drei Prozent mehr als im Vorjahr und rund 17 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Das geht aus der jüngsten Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Halle hervor.

Sachsen-Anhalt ist im Vergleich mit den anderen Ostbundesländern auch nicht das Land mit den niedrigsten Löhnen, in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern verdienen die Arbeitnehmer weniger, nur in Brandenburg sind es im Schnitt fünf Euro mehr im Monat. Ein großes Lohngefälle besteht aber weiterhin zwischen den Ost- und Westbundesländern. Der Durchschnittslohn im Westen liegt bei 3094 Euro, 859 Euro höher als in Sachsen-Anhalt. Zum Nachbarland Niedersachsen beträgt das Lohngefälle 641 Euro. Das Gefälle könnte in den kommenden Jahren den Fachkräftemangel verschärfen. Bis 2020 fehlen nach Berechnungen der BA und des Hallenser Zentrums für Sozialforschung 80000 Fachkräfte.

"Es besteht weiterhin die Gefahr, dass junge Leute abwandern."

Kay Senius, Chef der Arbeitsagentur

"Es besteht weiterhin die Gefahr, dass junge, gut ausgebildete Leute aufgrund der Lohnunterschiede abwandern", warnt Arbeitsagenturchef Kay Senius. "Zur Fachkräftesicherung müssen die Unternehmen alle Hebel in Bewegung setzen." Arbeitsminister Norbert Bischoff (SPD) sieht das ähnlich: "Die Firmen wissen, gute Fachkräfte bedeutet auch guter Lohn. Wer also gut zahlt, kann auch gute Leute ziehen und binden." Neben der Bezahlung seien für Fachkräfte aber auch Faktoren wie Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die betriebliche Mitbestimmung entscheidend.

Arbeitgeberpräsident Klemens Gutmann hält Forderungen nach höheren Löhnen für überzogen. "Es geht hier nicht um Verteilungsfragen", so Gutmann. Die Unternehmen seien schlicht nicht in der Lage, mehr zu zahlen. Auch wenn die Wirtschaft seit der Wende viele Fortschritte gemacht habe, die Produktivität der Firmen liege im Schnitt noch immer 30 Prozent unter der Produktivität von Unternehmen im Westen. "Pro Kopf erwirtschaften die Firmen hier niedrigere Umsätze und geringere Gewinne." Zudem könnten kleine Betriebe auch nicht so viel zahlen wie große Unternehmen.

"Wir müssen lernen, damit zu leben. Fortschritte stellen sich eben nur langsam ein", so Gutmann. Und: In Metropolen wie München und Hamburg würden zwar höhere Löhne gezahlt, Lebenshaltungskosten - darunter die Mieten- seien aber auch höher.