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Bundesvision Song Contest Karat sind schon Fans von 3viertelelf

Früher trällerte sie in Magdeburger Gottesdiensten, jetzt singt Angela Peltner beim Bundesvision Song Contest. Wenn sie im August mit ihrer Band 3viertelelf Sachsen-Anhalt vertritt, drücken ihr so manche Bekanntheiten die Daumen: Karat, ein Fernseh-Bösewicht und unser Innenminister.

Von Elisa Sowieja 12.06.2015, 03:17

Magdeburg/Berlin l Mannomann, diese Frau hat ein Sprechtempo drauf. Da wünscht man sich als Journalist, man hätte sich doch mal zu einem Stenografie-Kurs bequemt. Übel nimmt man`s ihr aber nicht. Denn erstens wirkt Angela Peltner dadurch herrlich natürlich. Zweitens stoppt sie auf Bitte. Und drittens hat sie ja auch viel zu erzählen. Zum Beispiel über all ihre Berufe: Sängerin, Schauspielerin, Songtexterin, Krankenschwester. Und über ihre Verbindungen zu Sachsen-Anhalt: Editha, Local-Heroes-Contest, Landeskriminalamt. Aber erstmal Luft holen und dann der Reihe nach.

Am 29. August wird Angela Peltner in Deutschland ein Stück bekannter werden. Dann startet sie mit ihren Jungs von 3viertelelf - ja, diese Band weiß, wie man die Uhrzeit korrekt ausspricht - beim Bundesvision Song Contest in Bremen.

"Damals gab\\\'s in Magdeburg mehr Alte-Herren-Rock."

Die 33-Jährige wohnt zwar seit 2003 in Berlin, trotzdem fühlt sie sich als Magdeburger Kind, sagt sie. Schließlich hat sie hier ihre ersten Töne vor nennenswertem Publikum von sich gegeben: In einer katholischen Kirche in Reform trällerte Teenie-Angela im Chor. An ihren Sangeskünsten feilte sie am Telemann-Konservatorium und später beim stadtbekannten Musiker Tobias Wollner. Auch das erste Lüftchen Erfolg geschnuppert hat sie in Sachsen-Anhalt, als Teil einer Combo namens Celtic Chaos gewann die Sängerin 2001 Local Heroes, den Nachwuchsmusikerwettbewerb aus der Altmark.

Und wieso ist sie dann weggegangen? "Damals war es in Magdeburg schwer, als junge Frau Popmusik zu machen. Da gab`s mehr Alte-Herren-Rock." Also zog Angela in die Hauptstadt - aber erst, nachdem sie brav eine Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen hatte, quasi als Präventionsmaßnahme: "Eltern bekommen ja gern mal Schnapp-Atmung, wenn ihr Kind als Beruf Musik machen will und sonst nichts gelernt hat." In Berlin legte die Mustertochter sogar noch ein Studium in Geschichte und Literatur drauf.

Das lief allerdings nur nebenbei. Ihr Hauptprojekt wurde schnell eine Band namens Angelas Park. Die gewann schon kurz nach ihrer Gründung Udo Lindenbergs Panikpreis. Udo nahm die Musiker danach gleich mit auf Tour.

Jener Preis hat wohl auch dazu beigetragen, dass die Sängerin schon einmal beim BuViSoCu auftreten durfte. 2009 in Potsdam schickten Angelas Park für Sachsen-Anhalt die Rock-Nummer "Generation Monoton" ins Rennen. Dort nahm die Bandgeschichte aber trotz verheißungsvollen Anfangs ein abruptes Ende: Die Gruppe landete auf dem letzten Platz und löste sich danach auf. Angela erklärt das so: "Unsere Vorstellungen gingen zu sehr mit denen des Produzenten auseinander. Der Auftritt war vom Outfit bis zum Lied nicht meine persönliche Wahl."

Heute kann das nicht mehr passieren, erzählt sie. 3viertelelf arbeiten ohne Produzenten, die Songs werden im Heimstudio aufgenommen. Auch sonst macht die Band - von der Besetzung her fast identisch mit Angelas Park - viel auf eigene Faust. Weil sie noch keinen Plattenvertrag hat, sammelte sie zum Beispiel das Geld fürs erste Video im Internet per Crowdfunding.

"Diesmal stehe ich zu 120 Prozent hinter dem, was ich dort mache."

Die Regie übernahm ein Schauspiel-Freund, er gibt sonst den Bösewicht David Brenner in "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Die 33-Jährige kennt ihn, weil sie in der Soap eine Nebenrolle hat: die der Kellnerin Maria. "Auf die Idee mit dem gemeinsamen Video sind wir nach einem Auftritt bei der Frühlingsfeier gekommen", erzählt sie.

Auch die Bewerbung für Stefan Raabs Show hat Angela Peltner auf eigene Faust losgeschickt. Neue Band, neues Glück. Genau wie damals muss sich ihre Kombo auch diesmal gegen bekannte Namen behaupten: Mark Forster, Jan Josef Liefers, Yvonne Catterfeld. "Die Konkurrenz ist schon übel", sagt sie. "Aber ich stehe diesmal zu 120 Prozent hinter dem, was ich dort mache. Außerdem ist der Song viel besser als der letzte! Er ist eingängig und verbreitet jede Menge positive Energie." "Mona Lisa" heißt er und ist eine beschwingte Elektropop-Nummer. Erinnert ein bisschen an Zweiraumwohnung. Und der Inhalt? Kurz und knapp: "Es geht darum, dass man alles kann!" Im Juli wird das Lied veröffentlicht.

Die Musik hat Angela Peltner gemeinsam mit ihrem Gitarristen Christian Hering geschrieben - er ist übrigens auch Magdeburger -, der Text stammt komplett von ihr. Ihre Songschreiber-Qualitäten haben vor kurzem erst die Ostrocker von Karat überzeugt. Für deren aktuelles Album dichtete die Musikerin fünf Texte. Den engsten Kontakt hatte sie mit Keyboarder Martin Becker, ebenfalls ein Magdeburger. Der ist nicht nur mit Angelas Arbeit für Karat zufrieden: "Ich finde auch die Musik toll, die sie mit 3viertelelf macht."

"Man kann auch mit einem guten Auftritt Letzter werden."

Auch fürs Landeskriminalamt hat Angela Peltner Lieder geschrieben. Sie handeln von Drogen und Cybermobbing und landeten auf DVDs, die an Schüler verteilt wurden. Damit zum Einsingen kein Polizist verdonnert werden musste, übernahm sie das gleich mit. Dank dieser Projekte drückt ihr beim Song Contest nun auch Innenminister Holger Stahlknecht die Daumen. 2012 lernte er die Magdeburgerin bei einer DVD-Präsentation kennen. Dabei hat sie wohl Eindruck gemacht, der Minister lobt sie heute als "engagierte Frau, die mit ihrer Musik junge Menschen nicht nur unterhält, sondern auch erreicht".

Selbst wenn Angela Peltner sonst kaum jemand kennt: Ein paar Tausend Sachsen-Anhalter haben sie in den letzten Jahren trotzdem schon mal gesehen oder zumindest gehört - eben nur ohne zu wissen, dass sie es war. Zum Beispiel jene, die vor drei Jahren das Edithafest in Magdeburg besucht haben, denn da spielte sie im Dom die Editha. Oder alle, die sich 2011 im Fernsehen die Frauenfußball-WM angeschaut haben, die Magdeburgerin lieferte nämlich den offiziellen Fifa-Song.

Oder auch Musiker und Publikum bei den Local-Heroes-Ausscheiden der vergangenen Jahre. Denn seit 2002 sitzt Angela in der Jury. Der langjährige Chef des Contests, der Salzwedeler Dieter Herker, ist großer Fan der Sängerin. "Sie hat sich toll entwickelt", schwärmt er. Herker ist überzeugt, dass 3viertelelf in Bremen im vorderen Feld landen werden. Und wenn nicht? Dann ist das auch o.k., sagt die 33-Jährige. "Heute weiß ich, dass man auch mit einem guten Auftritt Letzter werden kann." Soweit wird`s aber vermutlich nicht kommen. "Zumindest habe ich noch nie so viel positives Feedback bekommen wie jetzt."

Klar ist: Falls sie mit ihrer Band gewinnt, wird der Steno-Kurs wohl kaum noch abzuwenden sein.