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150-jähriges Bestehen Älter als Wernigerodes Jugendwehr ist keine im Land

Von Katrin Schröder 29.06.2015, 03:08

Wernigerode l Immer wieder wandert der Blick zum Himmel: Wird das Wetter halten? Und auch die Kette aus bunt bemaltem Papier, die sich am Sonnabendnachmittag über das Ochsenteichgelände in Wernigerode zieht? Mit einem Rekordversuch will die Wernigeröder Jugendfeuerwehr ihren 150. Geburtstag krönen- auch wenn der Eintrag ins Guinnessbuch am aufwendigen Anmeldeverfahren gescheitert ist.

Der längste gemalte Löschschlauch soll entstehen. Woher die Idee kam, weiß Marian Stillke nicht mehr. 1000 Blätter hat der Jugendfeuerwehrwart in den Kindereinrichtungen der Stadt verteilt, viele zurückbekommen. Zahllose Hände helfen, die aneinandergehefteten Blätter abzurollen, bei knapp 150 Metern brechen die Kameraden wegen des einsetzenden Regens die Aktion ab.

Was bleibt, ist die Tradition, in der Wernigerodes Jugendfeuerwehr steht. Am 17. Januar 1865 hat sich auf Anregung des Magistrats der Stadt die Gymnasialfeuerwehr gegründet, der Vorläufer der Jugendwehr.

Dass die Brandschützer dies so genau wissen, verdanken sie einem Projekt zum 150-jährigen Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr im vergangenen Jahr. Dabei wurde historisches Material zusammengetragen - auch über die Jugendabteilung. "Es war schon immer bekannt, dass sie so alt ist, aber es hat sich lange niemand darum gekümmert", erklärt Marian Stillke. Zudem hieß es, dass die Gymnasiasten unter Zwang rekrutiert worden und daher keine Freiwilligen seien. Dies haben die Kameraden widerlegt, der Landesfeuerwehrverband hat bestätigt, dass die Wernigeröder Abteilung offiziell die älteste im Land ist.

Dabei hat bisher eine andere Jugendwehr den Anspruch erhoben, die älteste in Deutschland und wohl auch Europa zu sein. Gegründet wurde sie im Jahr 1882 in Oevenum auf der Nordseeinsel Föhr und nimmt wie einst Kinder ab sechs Jahren auf. "Die Männer waren früher zum Fischen auf See. Da mussten sich Frauen und Kinder im Brandfall selbst helfen", erklärt Jörg Micheln, Leiter des Ordnungsamtes Amrum-Föhr und Mitglied in Oevenums Wehr. Das 600-Einwohner-Dorf wirbt mit seiner Jugendwehr, doch dass diese nicht die älteste ist, wussten nach eigenem Bekunden weder Ortsbürgermeisterin noch Feuerwehrchef.

Marian Stillke hat den Kontakt bisher nicht gesucht, mit den Oevenumern streiten will er nicht. Doch er sagt: "Eigentlich schmücken sie sich mit fremden Federn." Wernigerode könnte ebenfalls mit seiner Jugendwehr werben - die Zahl 150 macht Eindruck. Vertreter von Innenministerium und Feuerwehrverbänden gratulieren. Marian Stillke steht derweil im Regen und sagt: "Meine Kameraden und mich macht es stolz, diesen Titel zu tragen."