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Kein Investor in Genthin Mitarbeiter des Waschmittelwerks freigestellt

Das Waschmittelwerk in Genthin hat keinen Investor gefunden. Die 128 Mitarbeiter des Werks werden ab Mittwoch freigestellt. Das sagte der Betriebsratsvorsitzende Olaf Thiele am Dienstagmorgen der Volksstimme. Zuvor hatte er die Beschäftigten informiert.

30.06.2015, 09:23

Genthin | "Wir sind alle sehr traurig", sagte Thiele. "Wir hätten uns eine Investorenlösung gewünscht. Leider war das in der Kürze der Zeit nicht möglich." Gespräche würden im Hintergrund weiterlaufen. Ob der Notbetrieb der chemischen Anlage aufrechterhalten werden kann, entscheidet sich erst im Laufe des Dienstages, so Thiele.

In Genthin steht die Produktion damit erneut vor dem Aus. Seit 1921 wurde in dem Werk Waschmittel hergestellt. Damals gründet Henkel den Standort. In der DDR produzierte die Fabrik als Volkseigener Betrieb das Waschmittel "Spee". Nach der Wiedervereinigung erwarb Henkel das Werk zurück. Nachdem die Produktion 2007 nach Düsseldorf verlagert hatte, erwarben die Brüder Khodayar und Zolfaghar Alambeigi die Fabrik. Die beiden Iraner bestimmten das Schicksal des Standortes bis zuletzt.

Beschäftigte zittern seit Mai um ihre Jobs

Seit Wochen haben die Mitarbeiter um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze gebangt. Anfang Mai hatten die Betreiber des Waschmittelwerks, Gemini und Luhns, Insolvenz angemeldet. Besitzer der Genthiner Fabrik, in der Tenside für Waschmittel hergestellt wurden, ist die Schweizer Gemini-Holding, die zu wesentlichen Teilen Khodayar Alambeigi gehört. Dass der Iraner noch immer im Besitz der Produktionsanlagen ist, hat er dem Konstrukt zu verdanken, mit dem er die Standorte in Genthin (Jerichower Land), Düren, Greven und Ibbenbüren (alle Nordrhein-Westfalen) verwaltete. Die insolventen Gesellschaften der Gemini-Gruppe waren nur Betreiber der Werke.

Die Gemini-Holding hatte im November 2014 die Standorte der Hansa Group aufgekauft, nachdem die Alambeigi-Brüder mit dem Chemiekonzern aus Duisburg pleitegegangen waren. Dabei machten die beiden Iraner Geschäfte mit sich selbst.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Doch nicht nur zwei Insolvenzen innerhalb kürzester Zeit sorgten in den vergangenen Monaten für Aufregung bei den Mitarbeitern des Waschmittelwerks in Genthin. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bielefeld brachten Khodayar Alambeigi und seinen Brunder Zolfagahr im April und Mai kurzzeitig hinter Gittern. Die Justiz warf den beiden Brüder Kredit- und Subventionsbetrug und Bilanzfälschungen in dreistelliger Millionenhöhe vor. Doch weil ihre Anwälte Verfahrensfehler geltend machen konnten, sind die Brüder derzeit wieder auf freiem Fuß.