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Landgericht Magdeburg Gasbomber zu sechs und achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt

Sie sollen mit ihrer Beute Spielschulden beglichen und den Kuba-Urlaub
bezahlt haben. Später wollten die Gasbomber noch ein Tattoo-Studio
eröffnen. Doch das Landgericht beendete den Traum mit einem
Schuldspruch: Sechs bzw. achteinhalb Jahre Gefängnis.

Von Matthias Fricke 01.07.2015, 03:06

Magdeburg l Gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht betreten am Dienstag die beiden Angeklagten den Verhandlungssaal des Magdeburger Landgerichtes. Der 37-jährige Denis H. und sein zwei Jahre älterer Komplize Andreas D. hoffen in dieser Situation ganz offensichtlich noch auf einen Freispruch. Den hatten zumindest ihre vier Verteidiger am Verhandlungstag zuvor in ihren Plädoyers gefordert. Rechtsanwalt Dieter J. Schulze: "Die Indizien erschienen uns widersprüchlich." Ganz anders sah es Staatsanwalt Ralf Ebbing. Er forderte zwölf Jahre Haft für Denis H., weil dieser wegen Raubes bereits vorbestraft war und schon eine lange Haft absitzen musste. Für Andreas D. beantragte er acht Jahre Haft.

"Von der Schuld der Angeklagten überzeugt"

Als die Vorsitzende Richterin Claudia Methling das Urteil der Kammer verliest, entweicht das Lächeln aus dem Gesicht der Männer endgültig: Die beiden Angeklagten werden in allen vorgeworfenen Fällen für schuldig gesprochen. Denis H. muss für achteinhalb Jahre hinter Gitter. Sein Komplize soll für sechs Jahre ins Gefängnis.

Methling: "Obwohl es sich um einen klassischen Indizienprozess gehandelt hat, ist die Kammer von der Schuld der Angeklagten überzeugt." Für einen Schuldspruch müssen in einer Großen Strafkammer, die mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt ist, mindestens vier von ihnen von der Schuld der Angeklagten sicher überzeugt sein. Es waren offensichtlich zu viele Indizien, die am Ende nur zur Verurteilung führen konnten.

DNA-Spuren gefunden

So konnten die bei den Taten verwendeten Fahrzeuge den Angeklagten zugeordnet werden. Sie wiesen auch Spuren der Tatorte auf. An einem in der Magdeburger Sparkasse gefundenen Kabel befand sich zudem die Teil-DNA eines der Angeklagten. In anderen Fällen konnten Gutachter zwar keinen der beiden Angeklagten nach dem Besprühen der Überwachungskameras sicher identifizieren. "Allerdings auch nicht ausschließen", so die Richterin. An einem der Tatorte fanden die Ermittler außerdem ein Bettlaken mit der DNA einer Freundin des Angeklagten Andreas D.

Zudem sprachen auch die Kontobewegungen für die Täterschaft der beiden. Die Polizei war den Männern nach einer Telefonüberwachung und längeren Observation auf die Spur gekommen. Als die beiden Angeklagten am 4. September in der Sparkasse Neundorf im Salzlandkreis bereits alles für eine weitere Automatensprengung aufgebaut hatten, griff ein Spezialeinsatzkommando der Polizei zu. Die Verteidiger kündigten nach der Urteilsverkündung Revision an.

Harzer Radlader-Bande ab Freitag vor Gericht

Eine weitere spektakuläre Verbrechensserie im Zusammenhang mit Tresoren und Geldautomaten im Harz beginnt am Freitag vor dem Magdeburger Landgericht. Sechs Angeklagte im Alter von 22 und 57 Jahren brachen mit gestohlenen Radladern und Baggern in einen Baumarkt und zwei Bankfilialen ein, erbeuteten 167000 Euro und richteten einen Schaden von 340000 Euro an den Gebäuden an.