1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ex-Landrat will nichts gewusst haben

Sparkassenskandal Stendal Ex-Landrat will nichts gewusst haben

Den häufigen Wechsel von Dienstwagen des ehemaligen Vorstandschefs der Stendaler Kreissparkasse hat Ex-Landrat Jörg Hellmuth (CDU) nicht wahrgenommen. Das erklärte der heutige Bundestagsabgeordnete am Mittwoch vor dem Landgericht.

02.07.2015, 01:07

Stendal l "Das war mir nicht bekannt" - fast ein Dutzend Mal antwortete der CDU-Politiker am Mittwochnachmittag als Zeuge in der Verhandlung vor dem Landgericht. Von 1999 bis 2013 war der heutige 57-Jährige als Stendaler Landrat auch Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates. Das Thema Dienstwagen sei dort kaum zur Sprache gekommen. Nur einmal habe man in dieser Zeit den Rahmen für den Anschaffungspreis angehoben, erinnerte er sich.

Burmeisters Fahrzeuge habe er regelmäßig gesehen, räumte Hellmuth ein. Doch ihm sei nicht aufgefallen, wie häufig und schnell er diese wechselte - zuletzt waren es fünf verschiedene Modelle innerhalb von drei Jahren.

Der Wechsel-Rhythmus sei zwischen ihm und Burmeister nie ein Thema gewesen. Ihm sei auch kein Fahrzeug besonders aufgefallen, erwiderte er auf eine Frage. Ob er denn einen Mercedes C180 von einem 220D unterscheiden könne, wollte das Gericht es etwas näher wissen. "Wenn es hinten dran steht", antworte der gelernte Fahrzeugschlosser.

Einmal geriet der Ex-Landrat mit Burmeisters Anwalt Gerald Zimmer aneinander. Dieser hielt Hellmuth die damalige Dienstwagen-Richtlinie vor, nach der der Wechselrhythmus in der Verantwortung des Vorstandschefs lag. Bei dessen Entscheidung sollten Laufleistung und technischer Zustand berücksichtigt werden. Ob "sollte" für ihn auch "müsste" bedeute, wollte Zimmer wissen. "Ich verstehe es so, wie es da steht", entgegnete Hellmuth sichtlich aufgebracht. Drei Mal schaute er sich den Passus am Richtertisch an: "Ich kann es heute nicht mehr sagen - das ist zwölf Jahre her."

Burmeister hatte vor einem halben Jahr über seine häufig gewechselten Dienstwagen behauptet: "Der Landrat hat alles gewusst." Bereits im April war er vor Gericht geladen. Damals verweigerte Hellmuth die Aussage und berief sich auf seine Verschwiegenheitspflicht. Diese hat der Verwaltungsrat inzwischen aufgehoben.

Der Ex-Sparkassen-Chef kämpft in diesem Prozess um seine Altersbezüge, die ihm die Sparkasse verwehrt. Neben den Autos werden ihm auch ein als Materiallager getarnter Weinkeller und mangelnde Kontrolle bei Bauprojekten vorgeworfen.