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Prozessstart gegen "Radladerbande" Ende einer Harzer Familien-Bande

Kaum sind die Gasbomber hinter Gitter, begann am Freitag vor dem Magdeburger Landgericht der Prozess gegen sechs Harzer. Als "Radladerbande" sollen die Männer im vergangenen Jahr mit Baggern und Radladern durch Wände gefahren sein, um an die Geldautomaten zu gelangen.

Von Matthias Fricke 04.07.2015, 03:06

Magdeburg l Mit zusammengefalteten Händen sitzt der 57-jährige Uwe L. auf der Anklagebank. Er hört teilnahmslos der Anklageverlesung durch Staatsanwalt Klaus Bleue zu. Der Vorwurf gegen L. und die fünf weiteren Mitangeklagten: Schwerer und gewerbsmäßiger Bandendiebstahl.

Der Mann aus Harzgerode soll der Kopf der Bande gewesen sein, sagt der Staatsanwalt am Freitag zum Prozessauftakt vor dem Magdeburger Landgericht. Der Plan von Uwe L. war es, sich mit der Schaufel eines gestohlenen Baggers oder Radladers durch Außenwände zu graben, um daraus die kompletten Tresore zu stehlen.

Die brachialen drei Einbrüche in Banken und einen Baumarkt in Harzgerode, Königerode und Gernrode haben am Ende einen Schaden von mehr als 340000 Euro angerichtet. Insgesamt wurden 167000 Euro erbeutet. Ehefrau Andrea sitzt neben Uwe L. auf der Anklagebank. Die 44-jährige Blondine ist die einzige der sechs Angeklagten, die nach einem Haftprüfungstermin die Untersuchungshaft bereits verlassen durfte. Ihre Aufgabe soll es gewesen sein, die Beute unter allen aufzuteilen. Glaubt man den Vorwürfen, so war auch der Sohn der Familie in die Unternehmung als Siebenter der Bande involviert. Er muss sich aufgrund seines Alters gesondert vor einem Jugendgericht verantworten.

Die eigentliche Arbeit erledigten laut Anklage aber oft die Mitangeklagten Stephan H. (25 Jahre), Christian V. (22 Jahre), Christoph K. (53 Jahre) und Kersten Z. (52 Jahre).

Letzterer ist gelernter Baggerfahrer und besaß auch einen Universalschlüssel zum Bedienen der Maschinen. Familie L. lernte diesen wichtigsten Mann zur Umsetzung der Pläne nach den Erkenntnissen der Ermittler bei einer Feier kennen.

Sie alle benötigten nach Aussagen des Staatsanwaltes dringend Geld. Familie L., weil sie wohl auf zu großen Fuß lebte. Der Baggerfahrer und die beiden anderen Männer aus Quedlinburg und Umgebung mussten zum Teil Schulden begleichen. Christian V. wollte mit der Beute seine Drogensucht finanzieren.

Die Polizei kam der Bande am Ende aber auf die Spur, weil Baggerfahrer Kersten Z. einen Zettel mit seiner Adresse in einer Mülltüte vergessen hatte, die er in der Nähe eines der entleerten Tresore im Wald entsorgte.

Alle Angeklagten wollen sich zu den erhobenen Vorwürfen noch äußern. Der Prozess wird am 10. Juli fortgesetzt.