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ZDF-Doku "Tödliche Grenze" Uwe Fleischhauer: "Es war alles so sinnlos"

Von Katrin Schröder 17.07.2015, 02:59

Sorge l Als die Jungen durch den Wald irren, ist es still im Saal des Hotels "Sorgenfrei". Uwe Fleischhauer und Heiko Runge, beide 15Jahre alt, beide aus Halle, wollen 1979 raus aus der DDR, doch ihre Flucht endet am Grenzzaun im Harzwald. Heiko Runge wird von einem Grenzsoldaten erschossen, der kaum älter ist als er selbst.

Das Schicksal der Jungen steht im Zentrum des Dokumentarfilms "Die tödliche Grenze", der im Auftrag des ZDF im Oberharzort Sorge gedreht wurde. Als Erste haben ihn am Mittwochabend Zeitzeugen, Schauspieler und Helfer gesehen, die 2014 an den Dreharbeiten im Harz mitgewirkt haben. Die Premiere sorgte für Diskussionen, im Publikum überwogen aber Lob und Zustimmung. Am 15.September wird die Dokumentation im ZDF gezeigt (20.15 Uhr).

Anhand von Archivmaterial und Zeitzeugengesprächen wird die Geschichte der Jungen mit der Darstellung des Grenzregimes verwoben. Ergänzt wird dies durch Spielszenen und Sequenzen aus Schulungsfilmen der DDR. Autor Thomas Gaevert hat vor allem in der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin recherchiert. "Es war wichtig, dass wir alles durch Originalunterlagen belegen können", sagt Gaevert, der in Hasselfelde aufgewachsen ist, nur wenige Kilometer von der deutsch-deutschen Grenze entfernt. Doch erst Bekannte aus Clausthal-Zellerfeld im Westharz erzählten ihm von Uwe und Heiko, deren Flucht so tragisch misslang. "Die Geschichte ist so stark und exemplarisch, dass wir sie fürs Fernsehen aufarbeiten wollten", sagt Regisseur und Coautor Volker Schmidt-Sondermann.

Bei den Zuschauern machte der Film Eindruck. "Ich fand ihn hervorragend, aber auch beängstigend", so Christel Bischof aus Harsleben bei Halberstadt. Lob spendete Sorges Ortsbürgermeisterin Inge Winkel. "Sachlich, vernünftig, geht unter die Haut" - der Film sei "so, wie wir ihn uns vorgestellt haben", sagt die Chefin des Grenzmuseums in Sorge.

Für Debatten sorgte die Darstellung des Chefs der Grenzkompanie, Helmut Piotrowski.Wie im Film sei er gewesen, sagt Hans-Dieter Rein. Von 1961 bis 1963 diente er unter dem Kommandanten, der für seine Brutalität berüchtigt war. "Das hat er nicht verdient", entgegnet Lothar Demny. "Hart, aber gerecht" sei "Pio" gewesen, sagt der frühere Hauptfeldwebel.

Was fehlt, ist die Stimme des Schützen, der Heiko Runge getötet hat. "Wir wollten ihn dabei haben", sagt Schmidt-Sondermann. Doch der Mann, der lange unter den Ereignissen gelitten hat, lehnte ab. Uwe Fleischhauer hingegen ist mit dem Filmteam in den Harz gefahren. Im Wald überwältigen ihn seine Gefühle sichtlich. "Es war alles so sinnlos", sagt er.