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Jugendverband des Technischen Hilfswerks zeltet im Jerichower Land Jugendliche trainieren für den Ernstfall

Von Johann Tischewski 13.08.2011, 04:26

Friedensau (dapd). Der 14-jährige Phillip Kaul streckt seine Hand aus. "Du schaffst das schon", ruft er dem ein Jahr jüngeren Johannes Adamski zu. Dieser nimmt Schwung, greift die Hand und lässt sich auf die sechs Meter über dem Erdboden schwebende Plattform ziehen. Vor allem Teamwork sollen die Teilnehmer des THW-Jugend-Zeltlagers in Friedensau lernen, wie Betreuerin Christina Nakonz sagt. Das Klettern im Hochseilgarten des Camps sei aber auch ein wichtiges Training für mögliche spätere Einsätze beim Technischen Hilfswerk (THW), zum Beispiel beim Brückenbau.

Zum Mittagessen versammeln sich die Jugendlichen im Zelt. Sie tragen blaue Uniformen mit gelb reflektierenden Streifen. Auf ihren Brusttaschen ist das THW-Jugend-Logo abgebildet, darüber ein Namensschild und auf den Oberarmen eine deutsche Flagge. Rund 140 Junghelfer zwischen 10 und 17 Jahren sind zu dem sechstägigen Lager, das noch bis Sonntag gehen soll, angereist. Zehn Ortsjugenden aus Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg haben ihre Mitglieder entsandt.

Das Zeltlager erinnert eher an ein Feldlager als an einen Campingplatz. Streng geometrisch sind die großen Gruppenzelte aufgebaut. THW-Flaggen wehen an provisorisch aufgestellten Fahnenmasten. Ausgeleuchtet wird der Platz durch einen Beleuchtungswagen des Hilfswerks. Andere schwere Fahrzeuge stehen am Eingang. 78,5 Prozent der Lagerteilnehmer sind Jungen.

Vor allem das "Draußensein" genieße er an dem Zeltlager, sagt Adamski. "Wir schlafen in den Zelten auf Feldbetten, nachts ist es deshalb ein wenig kalt und feucht, aber wir erleben eben auch was", sagt er. So sei er gestern erst "Kolonne gefahren". "Wenn mehr als drei THW-Fahrzeuge hintereinanderher fahren, gelten sie als Kolonne und dürfen das Blaulicht anschalten", erklärt er. Springt eine Ampel plötzlich auf Rot und das erste Fahrzeug ist schon über die Kreuzung, dürfe zudem die Sirene eingeschaltet werden, sagt er und grinst.

Für Kaul kommt der Höhepunkt des Lagers dagegen erst am Wochenende. In einem Wettkampf wollen sich die Ortsgruppen dann in verschiedenen Disziplinen messen. Geplant sind ein Hindernisparcours, ein Wissensquiz und eine Holzbearbeitungs-Meisterschaft. "Wir planen dort mit einem Leuchtturm aufzutrumpfen, der richtig leuchten kann", sagt Kaul.

Während das THW eine Bundesbehörde ist, ist die THW-Jugend als Verein organisiert. Hintergrund sei, dass es bei der Gründung der ersten Ortsjugenden im Nachkriegsdeutschland keine staatliche Jugendorganisation geben sollte, sagt Nakonz. "Es hätte vielleicht unangenehme Erinnerungen zu den Jugendorganisationen der Nazis hervorrufen können", sagt sie. Um schon früh rechtsextremen Tendenzen vorzubeugen, bietet auch der Verfassungsschutz einen Workshop auf dem Zeltlager an.

Viele der jugendlichen Teilnehmer wollen später zur Feuerwehr. Adamski würde auch gerne beim Bund anfangen oder zu einer Polizeieinheit. Kaul will später Rettungssanitäter oder Notarzt werden. Für beide steht jedoch fest, dass sie dem THW auch als Erwachsene als ehrenamtliche Helfer erhalten bleiben.