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"Wetten, dass" in Halle Gewonnene Stadtwette und Popstars versöhnen Gottschalks Publikum

Von Tobias D. Höhn und Katja Pausch 14.02.2011, 04:39

Thomas Gottschalks Abschied von "Wetten, dass..?" sorgt bei der Show nur für ein kurzes Innehalten. Die Zuschauer im Saal feiern stattdessen Take That, Roxette, Udo Lindenberg und Max Raabe.

Halle (dpa/MZ). Ein langgezogenes "Ohhh!" entwischt den meisten der rund 2600 Besucher von "Wetten, dass.. ?", als Thomas Gottschalk seinen Abschied von der Show ankündigt. Doch das Wehklagen währt nur kurz. Viele Zuschauer im Saal sind Hunderte Kilometer nach Halle gereist, um ihre Idole wie Take That oder ihre Stars der Jugend wie Udo Lindenberg oder Roxette zu sehen. Sie wollen feiern. Und die Gäste auf der Couch stacheln Gottschalk zum Bleiben an. Der Quote tat‘s gut: 10,56 Millionen Zuschauer schalteten ein.

Gut viereinhalb Stunden ist Kirsten Keating von Münster ins sachsen-anhaltische Halle gefahren. 50 Euro hat sie für die Karte bezahlt. Jetzt will sie nur noch eins: Robbie Williams mit Take That live erleben. "Gottschalk hört auf. Na und", sagt die 29-Jährige. Früher habe sie die Sendung immer mit ihrer Familie geschaut, doch in den letzten Jahren sei die Show langweilig geworden. Für die junge Frau ist Gottschalks Ankündigung vom Rücktritt auf Raten - er bleibt bis Ende dieses Jahres und wird nach der Sommerausgabe aus Mallorca drei weitere Sondersendungen präsentieren - bislang nur eine Fußnote der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungsshow.

Gottschalk (60) wirkt gelöst und verbindet selbst seinen Abgang mit einer Pointe. "Was mich ärgert, ist, dass Mubarak mich knapp geschlagen hat", sagt er über den am Vortag zurückgetretenen ägyptischen Präsidenten. An die Adresse seiner Co-Moderatorin Michelle Hunziker sagt er: "Bevor ich diese Sendung abgebe, sollte ich dich noch unter die Haube bringen." Gut abgestimmte Showteile, plauderfreudige Gäste wie die "Tatort"-Kommissare Jan-Josef Liefers und Maria Furtwängler, Chansonnier Max Raabe oder das britische Topmodel Naomi Campbell sorgen für Kurzweil statt Abschiedsschmerz. "Ich glaube nicht, dass wir um dich kämpfen müssen. Alle wollen dich sowieso behalten", sagte Campbell. Als Udo Lindenberg Minuten nach Gottschalks Ansprache über seine Zukunft und die des gelähmten Wettkandidaten Samuel Koch mit seinem Musical "Hinterm Horizont" die Bühne rockt, tobt der Saal.

"Der Unfall ist nicht Gottschalks Schuld, es gab schon weitaus riskantere Wetten", sagt "Wetten, dass.. ?"-Besucher Peter Hollemann. Der Hannoveraner ist nicht traurig über den Abschied des Entertainers: "Gottschalk ist eine Legende, aber seine Zeit ist abgelaufen." Eines der altbekannten TV-Gesichter wie Jörg Pilawa, Stefan Raab oder Oliver Pocher als Nachfolger kann er sich nur schwer vorstellen. "Das ZDF braucht den Mut für ein junges Talent aus der zweiten Reihe." Doch wie ernst ist Gottschalks angekündigter Abschied überhaupt? "Abwarten", sagt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) gewohnt knapp. "Ich finde ihn nach wie vor spritzig." Diesen Eindruck haben auch viele der Gäste in Halle. Ob sich Gottschalks Ankündigung "Heute Abend wird "Wetten, dass.. ?"-Geschichte geschrieben" beim Warm-Up vor der Liveshow bewahrheitet, ist offen. ZDF-Programmchef Thomas Bellut, der in der ersten Reihe die 193. Ausgabe verfolgt, setzt auf die Fans des blonden Lockenschopfes. "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer weiß, wie das Publikum reagiert."

Halles Publikum war jedenfalls mit Begeisterung dabei. Die Stadtwette wurde klar gewonnen. Tausende Hallenser waren trotz eisiger Kälte auf den Markt gekommen, um auf Flaschen den berühmten zweiten Satz des "Messias"-Oratoriums von Händel zu blasen. 500 hätten es laut Wette mindestens sein müssen - 600 Flaschenbläser kamen zusammen. "Wenn es um Händel geht, machen wir Hallenser ja alles", sagte Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD). Zwischen Marktkirche und Rotem Turm war denn auch keine Spur von der vielgescholtenen halleschen Muffeligkeit – die Massen hatten jede Menge Spaß. Gottschalk lobte die Bläser: "Das ist ja kein Geschepper, sondern echte Musik". Er muss nun als Verlierer in lautmalerischer Anspielung auf Händl in Augsburg Hendl - also Hähnchen - verkaufen. Halleluja.