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Innenminister Hövelmann stellt Kriminalstatistik 2010 vor So wenig Kriminalität wie noch nie

Von Bernd Kaufholz 15.02.2011, 04:32

Die Anzahl der Straftaten hat im vergangenen Jahr erstmals die magische Grenze von 200000 unterschritten (189164 Delikte). Das teilte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) gestern bei einer Pressekonferenz mit. Gleichzeitig sei es gelungen, die Aufklärungsquote zum zweiten Mal hintereinander zu steigern.

Magdeburg. Bezogen auf 100000 Einwohner lebt es sich im Bördekreis (6188 Straftaten) am sichersten. An der Spitze der Kriminalitätsbelastung liegen erneut die kreisfreien Städte Magdeburg (12632), Halle (11751) und Dessau-Roßlau (10742). Das macht die Kriminalstatistik 2010 deutlich.

Die Aufklärungsquoten von Bund und Land im Vergleich zeigen zudem, dass die Verbrecherjagd in Sachsen-Anhalt seit 2008 zum zweiten Mal effektiver geworden ist. Der Einbruch vor drei Jahren sei "der Polizeistrukturreform geschuldet", die damals in den Anfängen steckte, so Hövelmann.

"Das Entdeckungsrisiko für die Täter ist weiter gestiegen. Die Tat-Häufigkeit ist auf dem tiefsten Stand seit 1994", sagte der Minister gestern.

Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre rechnete Hövelmann vor: "Die Anzahl der registrierten Straftaten ist um knapp ein Viertel gesunken. Die Einwohnerzahl sei während desselben Zeitraums jedoch nur um zehn Prozent gesunken. Mit 189 164 Straftaten wurden im vergangenen Jahr so wenig Delikte gezählt wie nie zuvor.

Besonders zurückgegangen seien die Zahlen bei Diebstahl (-5588 Taten), Sachbeschädigung (-4982), Straßenkriminalität (-7036) und Gewaltkriminalität (-797).

Sorgenfalten bekomme er hingegen, so der Minister, wenn er sich die Zahlen bei den sogenannten Vermögens- und Fälschungsdelikten (Betrug, Unterschlagung) anschaue. Der Zuwachs betrug 2010 mehr als 2100 Taten.

"Die Computerkriminalität stieg erneut an (+293)", sagte Hövelmann. "Und ich bin mir sicher, dass das auch in den nächsten Jahren so weitergehen wird." Das sogenannte Skimming, das Ausspähen von Kartendaten am Geldautomaten, sei besorgniserregend. Rund eine Million Euro Schaden sei zu verzeichnen. Besonders die Polizeidirektion Ost (Dessau-Roßlau) habe in einer Reihe von Skimming-Fällen bei Automaten der Deutschen Bank und Sparkasse im Kreis Anhalt-Bitterfeld ermittelt. Etwa 400 Verfahren mit einer Schadenshöhe von gut 37000 Euro seien im vergangenen Jahr eröffnet worden.

Hövelmann: "Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass viele Menschen nicht gewissenhaft genug mit ihren persönlichen Bankdaten umgehen. Das Landeskriminalamt ist gegenwärtig dabei, ein Faltblatt zu erarbeiten, in dem es um Vorbeugung geht."

Auslieferung läuft

Die Zahl der Tötungsdelikte (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen) stieg um einen Fall an. So gab es allein zehn Mordfälle weniger (2009: 17 Morde).

Hövelmann nannte als Präzedenzfall für hervorragende Ermittlungsergebnisse die Arbeit des Magdeburger Mordkommissariats und der Zielfahnder des Landeskriminalamts nach dem "Hurenmord" in Halberstadt. "Den Ermittlern ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, die beiden Tatverdächtigen in Polen aufzuspüren. Sie sitzen in ihrem Heimatland in Haft. Das Auslieferungsverfahren läuft."

Zu zwei Spezialbereichen äußerte sich Landespolizeidirektor Rolf-Peter Wachholz: "Es gab 2010 sechs Drogentote, 436-mal (-67) wurde eine Waffe eingesetzt."