1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Die Branche boomt, der Nachwuchs fehlt

40 Schulen nehmen am Projekt "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" teil / Besuch in der Salzwedeler Jeetzeschule Die Branche boomt, der Nachwuchs fehlt

Von Marco Papritz 17.02.2011, 05:31

Die zweite Phase von "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" läuft auf Hochtouren. Das Projekt wurde von dem Magdeburger Ingenieurbüro, der Muting GmbH, initiiert. Unterstützung gibt es vom Wirtschaftsministerium und Partnern wie den Thalheimer Firmen Q-Cells und der Sovello AG. Schüler ab der fünften Klasse soll das Thema Solarenergie nähergebracht werden. Wie etwa in der Jeetzeschule in Salzwedel.

Salzwedel. Freitagmorgen, 8.15 Uhr. Noch etwas verschlafen betreten die sieben Schüler der Klassen fünf bis acht des Neigungskurses den Kursraum im Erdgeschoss. "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" steht auf einem großen Plakat, Ordner stehen auf dem Tisch. "Das sind die Klimaexperten der Schule", sagt Juliane Schweigel-Micheel. Die Lehrerin leitet zusammen mit Sozialpädagogin Gabriela Schütz den Kurs, in dem nun Leben kommt. "Wer führt heute unser Solarheft?", fragt sie in die Runde. Prompt strecken sich ihr die Handzeichen entgegen.

Die Schule in freier Trägerschaft an der Karl-Marx-Straße in Salzwedel bekam im Rahmen des landesweiten Projektes eine Photovoltaikanlage von Q-Cells und der Sovello AG gestellt. Dazu gab es auch allerhand Informationsmaterial für den Unterricht sowie ein Display zur Anzeige der Leistungswerte der Solarzelle auf dem Dach der Jeetzeschule. "Die Ergebnisse und Übersichten aller Schulen lassen sich im Internet auf www.solar-schulen.de verfolgen", erklärt Jaspar Florian.

In der virtuellen Welt findet sich jede der am Solar-Projekt teilnehmenden Einrichtungen wieder. Die Daten werden innerhalb kürzester Zeit aktualisiert. "Dadurch können wir gut sehen, wie viel Strom unsere Anlage schon produziert hat", erläutert der Schüler. Der Zwölfjährige wechselt sich mit seinen Kurskameraden beim Eintragen der Anlagewerte-Ergebnisse in den Ordner regelmäßig ab. "Alle sind sehr engagiert bei der Sache, die Aufgabe ist heiß begehrt", bestätigt Juliane Schweigel-Micheel.

Während des Neigungskurses ist ein Modell der Schule mit Miniatur-Solaranlagen entstanden, mit dessen Hilfe die Schüler ihren Freunden den Stromfluss erklären. "Wir erklären unseren Mitschülern auch, wie wir am besten Strom sparen können. Mich hat das Thema Solarenergie interessiert und deswegen habe ich mich gleich gemeldet, als der Kurs gegründet wurde", sagte Sophie Schüler. Die Zwölfjährige ist das einzige Mädchen in der Gruppe. Ob sie sich einmal vorstellen könne, sich beruflich mit dem Thema auseinanderzusetzen? "Das kann durchaus sein, auch wenn ich lieber einen Beruf, der mit Tieren zu tun hat, bevorzugen würde. Aber ich habe ja noch etwas Zeit, mich festzulegen", so Sophie. Genau wie ihre Mitstreiter des Solar-Teams der Jeetzeschule ist bei ihr der Besuch bei Q-Cells in Thalheim (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) im Rahmen von "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" in sehr guter Erinnerung.

Im November reiste die Gruppe zum Photovoltaikunternehmen und ließ sich vor Ort den Aufbau einer Solarzelle erklären. "Es gibt mono- und polykristalline Platten. Sie unterscheiden sich in der Anordnung der Siliziumkristalle, die entweder gerade oder ungerade angeordnet sind. Polykristalline Platten sind teurer, weil sie leistungsfähiger sind", weiß Richardt Obermüller. Vor allem die langen Gänge und die Transportroboter, die sich "wie von Geisterhand ganz allein" in den Hallen des Thalheimer Unternehmens bewegen, haben den Zwölfjährigen beeindruckt. "Diese Technik ist streng geheim, damit zum Beispiel niemand in China oder Japan das kopiert", erklärt Richardt, der heute die Aufgabe des Eintragens der Anlagewerte im Vorraum der Jeetzeschule verantwortlich ist. "Eine Leistung von 10 532 Watt hatten wir noch nicht", freut er sich, während er den Stift zückt und das Heft aufschlägt. Der durch die Solarzelle auf dem Schuldach gewonnene Gleichstrom werde in das Stromnetz gespeist, "so haben auch andere etwas von unserem Projekt."

Neben der Salzwedeler Jeetzeschule nehmen noch 39 Gymnasien, Sekundar-, Gesamt-, Berufs- und Förderschulen an "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" teil. Als zusätzlichen Anreiz wurde der deutschlandweite Wettbewerb "Aktivste Solarschule Deutschlands" ausgerufen. "Neben der Thematisierung der Solarenergie bei den Kindern und Jugendlichen ist unser Anliegen, mit dem Projekt Nachwuchs zu gewinnen. Die Branche boomt zwar, aber junge Arbeitskräfte gibt es wenig", sagt Antje Göppel vom Initiator, der Muting GmbH aus Magdeburg. Eine Förderung erfolge bis Oktober 2011 über Mittel des Europäischen Sozialfonds, die sich auf die pädagogische Seite des Projektes konzentriert, "das heißt auf die Integration in den Unterricht. Darunter gehören unter anderem der Aufbau des Schulportals, Unterrichtsmaterialien und Lehrerfortbildung", so Antje Göppel. Die Finanzierung der Photovoltaikanlagen erfolge über private Investoren. In Salzwedel hat sich dieser Einsatz bislang gelohnt. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, später in der Solarbranche zu arbeiten. Mich interessieren erneuerbare Energien und wie diese zukünftig besser genutzt werden können", sagt Jaspar Florian.

Nach wie vor können sich Schulen für "Solarenergie macht in Sachsen-Anhalt Schule" bewerben. Informationen dazu sind im Internet zu finden:

www.solar-schulen.de