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  5. Alle Kämpfe verloren? – "Für mich zählt, dass ich heute sorgenfrei leben kann"

Der ehemalige Box-Schwergewichtler Axel Schulz zu Gast in der Volksstimme-Redaktion Alle Kämpfe verloren? – "Für mich zählt, dass ich heute sorgenfrei leben kann"

Von Oliver Schlicht 07.04.2011, 06:32

Magdeburg. Besuch von einem schlagkräftigen Herrn bekam die Volksstimme-Redaktion am Mittwoch. Box-Urgestein Axel Schulz war Gast der Mittagskonferenz. Begleitet wurde Schulz von SES-Boxstall-Chef Ulf Steinforth, der am Sonnabend den WM-Kampf Robert Stieglitz gegen Khoren Gevor in der Magdeburger Bördelandhalle ausrichtet. Schulz, früher Schwergewichtsboxer und bis heute dank seiner Brandenburger "Kodderschnauze" beliebter Gast in Talkshows, wird den Kampf bei der TV-Live-Übertragung für Sat.1 als Experte am Ring begleiten.

Zum Boxen sei er als Kind über Umwege gekommen, erzählte Schulz. "Erst wollte ich wie jeder Knirps Fußball spielen. Dann habe ich mir gedacht, dem Ball musste nicht hinterherrennen, den kannste dir irgendwann och alleene koofen", so der Boxer in breitem Berlinerisch. Geboxt habe er schließlich als Zehnjähriger, weil er besser als sein Kumpel werden wollte. "Beim Boxen bist du Einzelkämpfer und nicht vom Können der Mitspieler abhängig. Das fand ich von Anfang an gut." Nach der Wende sei der Schritt zum Profiboxer keine leichte Entscheidung gewesen. Schulz: "Als Spitzen-Amateurboxer konnte ich wählen. 6000 Euro und ein Golf bei den Amateuren in Leverkusen oder 2000 Euro und ein Golf bei Wilfried Sauerland. Zum Glück bin ich Profi geworden, obwohl das Profiboxen in Deutschland damals noch ganz am Anfang stand."

Auch heute noch werde er oft darauf angesprochen, mehr Kämpfe verloren als gewonnen zu haben. "Neulich an der Tankstelle in Stuttgart zwei Typen mit Bier. Der eine ranzt mich an, ,Du bist doch der Typ, der immer verloren hat‘. Und dann sagt der andere: ,Aber ein geiles Auto hat er ja‘. Stimmt, sag ich." Seine Zeit als Profiboxer beschere ihm und seiner Familie heute ein unbeschwertes Leben, frei von materiellen Sorgen. Das allein zähle für ihn.

Schulz schwärmte vom bevorstehenden Boxkampf in der Bördelandhalle. "Ich durfte am Dienstag vor dem Handballspiel noch kurz zu den Leuten sprechen und sie einladen. Geile Atmosphäre." SES-Chef Ulf Steinforth ergänzte: "In der Boxsportszene Deutschlands hat die Halle inzwischen einen legendären Ruf. Das Publikum sitzt dicht dran am Ring, die steilen Zuschauerränge – das ist einmalig." Bislang seien 3500 Tickets verkauft worden. Schulz: "Toll wäre, wenn die Halle richtig knacke voll wird."

Der ehemalige Schwergewichtsboxer schwärmt von seinem Kollegen im Supermittelgewicht, Robert Stieglitz. "Ein super sympathischer Typ auch abseits des Rings." Schulz will den 29-Jährigen in Zukunft als Mentor betreuen. "Er muss noch bekannter werden. Und ich bin auf vielen Veranstaltungen unterwegs, wo mich Robert in Zukunft begleiten kann." Seine Bekanntheit zu steigern, sei auch für die Zeit nach seiner Boxkarriere wichtig. Das werde häufig unterschätzt. "Ein Sportsfreund von mir, der nicht sehr redegewandt ist, hat nicht rechtzeitig vorgesorgt. Er macht jetzt eine Ausbildung als Versicherungsverkäufer. Das ist nicht so der Bringer", so Axel Schulz.