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Sachsen-Anhalter in Afghanistan Camp "Marmal" in Afghanistan wird ausgebaut

13.01.2011, 04:26

Masar-i-Sharif. Deutschland zeigt in Afghanistan Flagge. Und das nicht nur militärisch. Auch bei Politikern scheint sich nach Jahren herumgesprochen zu haben, dass deutsche Soldaten mit UNO- und Bundestagsmandat am Hindu- kusch ihre Köpfe hinhalten, um den Menschen des kriegsgeschüttelten Landes zu helfen, aus der Spirale der Gewalt herauszufinden.

Neben dem Dauerbesucher, Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU), waren auch Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und nun ihr Außenminister Westerwelle (FDP) in Afghanistan. Aktuell erkundigt sich der Wehrbeauftragte des Bundestags, Königshaus (FDP), nach dem Befinden der Soldaten. Nun wird SPD-Chef Ga-briel erwartet.

Derweil wird im gut 5000-Mann-Camp "Marmal" bei Masar-i-Sharif gegraben, gemauert und aufgebaut. Das Camp, benannt nach dem Zweieinhalbtausender-Gebirge in Sichtweite, wird erweitert. Hintergrund ist, dass die Amerikaner in Afghanistan personell aufrüsten. Sie sind mit rund 2300 Mann inzwischen hinter den Deutschen mit 2500 Soldaten die zweitstärkste Nation unter den 18 Ländern, deren Fahnen über dem Camp wehen.

Fahnen wehen auch knapp 100 Meter vom stark bewachten Lagertor. Sie flattern über der Mauer mit den Gedenkplatten, die an 72 Gefallene der "Marmal"-Nationen erinnern. Darunter auch die Bundeswehrsoldaten – beginnend mit den beiden Oberfeldwebeln Thomas Kochert und Mike Rubel, die am 6. März 2002 ihr Leben ließen, bis hin zum Oberfeldwebel Florian Pauli, der am 7. Oktober 2010 im Auslandseinsatz starb.

Wie eng Trauer und Alltag beieinanderliegen, wird hier ganz deutlich. Nur um die Ecke befindet sich der sogenannte Local-Markt. Ein Bereich mit kleinen Ladengeschäften, in denen einheimische Händler Teppiche, zum Beispiel mit den eingeknüpften Provinzen des Landes, CD, elektronische Geräte und vieles mehr bis hin zum Frisör anbieten. Einer für die Amerikaner, einer für die Deutschen. Warum? Der GI-Haarkünstler ist mit den extremen Kurzhaarfrisuren der US-Boys vertraut.

Die 370 Logistiker, von denen 240 aus Burg im Jerichower Land kommen, haben alle Hände voll zu tun – besonders die Instandsetzer. Sie schieben zur Zeit sogar Nachtschichten, weil Fahrzeuge der Task-Force, die in mehreren Bereichen südlich von Kundus stationiert sind, mit rund 60 Fahrzeugen zur Reparatur oder Durchsicht Schlange stehen. Vom Schützenpanzer "Marder" über geschützte 20-Tonnen-Kräne bis hin zu den Transportpanzern "Fuchs" und "Dingo" werden von 75 Reparaturfachleuten in Tarnanzügen rund um die Uhr gewartet.

Es ist bereits die dritte Welle, die in die Werkstätten der Logistiker hineinschwappt. Und die Arbeit fordert auch die Materialbereitstellung. Der Burger Logistik-Kommandeur Thilo Santüns lobt: "Wir haben rund 25 000 Artikel auf Lager, Wert: 28 Millionen Euro." Von 100 Teilen könnten 60 sofort bereitgestellt, der Rest müsse bestellt werden. Doch bis diese in Masar-i-Sharif ankommen, würden oft Wochen vergehen. Im Ausnahmefall nur zehn Tage.

Für einige der Burger – unter ihnen auch Santüns – ist am heutigen Mittwoch Bergfest. Auf den Tag genau vor zwei Monaten hatten die ersten Logistiker aus der Clausewitz-Kaserne ihre Zelte unterm Marmal-Gebirge aufgeschlagen.