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Situation in der Saalestadt Halle spitzt sich immer mehr zu Hochwasser-Tourismus, Sandsäcke für 50 Cent

Von Jan Möbius 12.01.2011, 04:26

In der Saalestadt Halle ist die Situation weiterhin äußerst angespannt. Das Hochwasser zwang die Behörden gestern zu weiteren Evakuierungen und Straßensperrungen. Sandsäcke wurden verteilt. Ein Ende der Lage ist nicht absehbar.

Halle. Die Hochwasser-Situation in Halle wird von der Stadtverwaltung und vom eingesetzten Krisenstab als äußerst kritisch eingeschätzt. Auch im Laufe des gestrigen Tages ist der Saale-Pegel weiter angestiegen, nachdem bereits gegen Mitternacht die Schwelle zur Alarmstufe vier überschritten worden ist.

Am Abend stand das Hochwasser bei einem Wert von 6,56 Meter - Tendenz steigend. Die Lage könnte sich in den kommenden Tagen weiter zuspitzen. Denn der Wetterdienst hat neue Niederschläge vorhergesagt.

Problem Treibgut

Gleich mehrere kritische Punkte muss der Krisenstab im Blick behalten. So werden die Hochwasserschutz-Anlagen im Stadtgebiet durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes rund um die Uhr kontrolliert. Das betrifft vor allem die Deiche entlang der B 80 und am Gimritzer Damm. "Derzeit gibt es aber keine Meldungen über Störungen", so Innendezernent Bernd Wiegand.

Probleme bereitet angeschwemmtes Treibgut an der Neumarkt-Brücke in der Innenstadt. Dort kann das Wasser nicht mehr abflieen. Deshalb ist laut Stadtverwaltung das Tiefbauamt beauftragt worden, das Treibgut zu beseitigen. Aus der Brachwitzer Straße in Trotha meldeten Anwohner gestern Rückstauungen im Abwassernetz. Dort wurden zunächst Behelfstoiletten aufgestellt.

Vollständig überschwemmt ist die Talstraße, eine wichtige Verbindung zwischen dem Stadtteil Kröllwitz, dem Klinikum und Neustadt. Die Trasse ist für Autofahrer gesperrt. Fußgänger werden mit Hinweisschildern darauf aufmerksam gemacht, dass das Betreten der überfluteten Flächen auf eigene Gefahr erfolgt. Das ist notwendig, weil sich offenbar viele Hallenser direkt vor Ort über die Hochwasser-Situation informieren wollen. Anwohner berichteten von einem regelrechten Flut-Tourismus.

Weiterhin angespannt ist außerdem die Lage in den südlichen Stadtteilen Planena und Radewell. Dort sind zahlreiche Wege nicht mehr passierbar. Sollte dort jemand einen Notarzt brauchen, wird der mit Feuerwehrfahrzeugen zum Einsatzort gebracht.

Mehrere Tausend Sandsäcke liegen bei der Stadtwirtschaft bereit, um im Ernstfall die Deiche in der Stadt sichern zu können. Für den Privatgebrauch werden sie allerdings nicht abgegeben. Das übernehmen Firmen und Unternehmen – für 50 Cent pro Stück.