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Ausnahmezustand in Stendal: 37-Jähriger schießt um sich

Von Volker Langner und Kristin Schröder 15.12.2011, 04:22

Ein bewaffneter Mann hat gestern in Stendal vor seinem Haus Passanten mit einer Waffe bedroht und Schüsse abgefeuert. SEK-Beamte stürmten danach sein Haus, in dem er sich verbarrikadiert hatte.

Stendal l "Zurück ins Haus! Gehen Sie sofort zurück!", schrie gestern Nachmittag lautstark ein Polizeibeamter in der Stendaler Bismarckstraße. Und er lieferte für die verdutzte Anwohnerin auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die auf dem Absatz kehrtmachte, die schockierende Erklärung: "Hier wurde geschossen."

Der 37jährige Anwohner Dirk D. hatte mit einer Waffe mehrere Schüsse auf einen im Auto sitzenden Mitarbeiter der Stadtwerke abgegeben, der zuvor einen geschlossenen Schieber in dessen Wohnhaus überprüft hatte. Anschließend, so Augenzeugen, habe er vor seinem Haus in der Bismarckstraße Kinder bedroht. Als eine Frau ihn aufforderte, damit aufzuhören, soll er die Waffe - vermutlich eine Schreckschusspistole, wie die Polizei informierte - auf sie gerichtet und abgedrückt haben. Mehrere Anwohner und die Frau informierten daraufhin die Polizei. Die "musste von einer Ernsthaftigkeit der Bedrohungslage ausgehen, da psychische Probleme des Beschuldigten bekannt wurden", sagte Polizeisprecherin Doris Grunau.

Die Beamten sperrten gegen 14.30 Uhr die Straße in Höhe des Schützenplatzes und an der Ecke Breite Straße ab. Fußgänger, die versuchten in die Straße zu gelangen, wurden sofort von Beamten aus der Gefahrenzone gebracht und der Verkehr umgeleitet. Gegen 15 Uhr hämmerten Polizisten in schusssicheren Westen an die Tür des Mannes, mit der Aufforderung, herauszukommen und sich zu ergeben. Doch er kam nicht aus der Tür, sondern öffnete das Fenster und beschimpfte die Beamten wüst. Minutenlang brüllte er aus dem Fenster.

Später verbarrikadierte sich der Täter, ließ alle Rollläden am Haus herunter. Eine Kontaktaufnahme per Telefon kam nicht zustande, weil der Mann die Anrufe ignorierte. Da die Beamten nicht feststellen konnten, ob es sich um eine scharfe Schusswaffe handelte, wurde kurz nach 15 Uhr das Sondereinsatzkommando (SEK) aus Magdeburg angefordert, das gegen 16 Uhr in Stendal eintraf. In Absprache mit den Kollegen vor Ort verschafften sich die Spezial-Einsatzkräfte ein Bild der Lage und näherten sich vorsichtig dem Haus.

Derweil postierten sich zwei Scharfschützen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und nahmen die Fenster ins Visier.

Mehreren Aufforderungen der Beamten, D. solle das Haus verlassen, ignorierte er. Daraufhin stemmten die Magdeburger Einsatzkräfte mit schwerem Gerät die Tür auf und stürmten gegen 17 Uhr in das Gebäude. Schreie und Rufe schallten aus dem Haus, aber keine Schüsse. Nach wenigen Sekunden konnte der Mann überwältigt und von den Beamten abgeführt werden. Wie Grunau erklärte, wurde niemand verletzt. Dirk D. soll voraussichtlich erst einmal in das Fachklinikum Uchtspringe eingewiesen werden.

Bilderstrecke im Internet unter: www.volksstimme.de/sek