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Ohne Verhandlungslösung wird 2014 Wernigeröder Schloss leer geräumt Land droht der Verlust von Kunstschätzen

Von Tom Koch 16.12.2011, 04:21

Spätestens ab 2014 können Alteigentümer über ihre millionenschweren Kunst- und Kulturschätze frei verfügen. Vielen ostdeutschen Museen drohen ohne Verhandlungslösungen unwiederbringliche Verluste.

Wernigerode/Magdeburg l Das Herzoghaus zu Hannover fordert die Herausgabe der Löwenplastik aus dem Blankenburger Schlosspark. Das ist kein Einzelfall, vergleichbare Rückgabeforderungen der Familien von Anhalt oder der Bismarcks haben bereits die Gerichte in Sachsen-Anhalt beschäftigt.

Allein auf Schloss Wernigerode sind mehr als 1100historisch wertvolle Exponate ausgestellt. Die übergroße Zahl dieser Kunst- und Kulturgüter gehört der Familie zu Stolberg-Wernigerode. Experten schätzen ihren Wert auf eine Summe von mindestens drei bis maximal zehn Millionen Euro.

Scheitern die Verhandlungen von Philipp Konstantin Fürst zu Stolberg-Wernigerode und dem Kultusministerium, drohen unwiederbringliche Verluste. Die Ausstellung im Wernigeröder Schloss lockt jährlich mehr als 180000Besucher. Das Museum gilt als prominentes Beispiel für einen seit mehr als 20Jahren ungeklärten Streit mit den früheren Adelshäusern. Per Gesetz müssen diese akzeptieren, dass ihre historischen Möbel, Gemälde oder Dokumente bis 2014 öffentlich ausgestellt werden dürfen, ohne dass sie dafür einen Cent kassieren. Anschließend können sie jedoch über die Schätze ihrer Vorfahren frei verfügen. Viele befürchten, dass die Kunst- und Kulturgüter auf internationalen Auktionen "versilbert" werden, damit der breiten Öffentlichkeit verloren gingen.

2005 hatten das Haus Stolberg-Wernigerode und das Land vereinbart, gemeinsam "die historisch authentische Ausstellung in Wernigerode" erhalten zu wollen. Bislang konnte man sich nicht über den Preis für Leihverträge verständigen. Der Alteigentümer kritisierte auch das Museumskonzept und die kommerzielle Vermarktung des Schlosses, die zehn Prozent der Leihgaben bereits beschädigt haben solle, hieß es seinerzeit.

Kultus-Staatssekretär Jan Hofmann hat gestern erstmals Philipp Konstantin Fürst zu Stolberg-Wernigerode getroffen. Noch ohne Verhandlungserfolg. Das Ergebnis lautet, man wolle im Gespräch bleiben. Seite 5