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Ein Jahr nach dem Zugunglück im Bördeort mit 10 Toten und 23 Verletzten wird auf dem Bahnhof ein Gedenkstein eingeweiht Hordorf: Die Fragen nach dem Warum werden immer bleiben

Von Tom Koch 28.01.2012, 04:19

Hordorf l Trüb ist es am Freitagmittag in der Börde. Das Thermometer kratzt an der 0-Grad-Marke. Doch es ist nicht allein das, was die Menschen gestern am Bahnhof in Hordorf frösteln lässt.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr waren viele von ihnen schon einmal dort, als Helfer bei einem schrecklichen Zugunglück. Sie, die Feuerwehrleute, Sanitäter, Polizisten, technischen Helfer, die Mitarbeiter des HarzElbeExpress\', auch Einwohner von Hordorf, haben am späten Abend des 29.Januar 2011 Verletzte gerettet und Tote geborgen. Auch vor einem Jahr war es kalt und neblig.

Stephanie Lüdecke hat bei diesem Unfall ihre Großeltern verloren. Die junge Halberstädterin spricht im Namen der Angehörigen, die in Hordorf Opfer zu beklagen haben. Es ist ihrer Initiative zu verdanken, dass ein schwarzer Gedenkstein am Bahnsteig aufgestellt wurde. Mit brüchiger Stimme sagt Stephanie Lüdecke, sie habe lange nach den richtigen Worten suchen müssen. Auch ein Jahr danach ist es ihr unerklärlich, wie von einem Moment zum anderen geliebte Menschen aus ihrem Leben verschwinden können. Sie spricht aber nicht nur von ihrer Trauer, sie dankt auch allen Helfern für ihr selbstloses Tun.

Diesen Dank spricht Andreas Putzer für den Veolia-Konzern ebenfalls aus, und er dankt seinen Mitarbeitern, die trotz dieses schrecklichen Ereignisses wieder ihre Arbeit aufgenommen haben. Dass während der knappen einstündigen Gedenkfeier vier Personenzüge den kleinen Haltepunkt in der Börde passieren, gehört inzwischen wieder zur Normalität. Und doch gehen etliche bange Blicke an diesem Freitag in Richtung Bahngleis, als sich zwei Personenzüge in Hordorf begegnen.

Verkehrsminister Thomas Webel war als Landrat in der Nacht am Unglücksort. Auch er dankt den vielen stillen Helden und verspricht den Angehörigen, sie seien mit ihrer Trauer nicht allein.

Es ist mit Friedrich von Biela der Pfarrer des Ortes, der nach einem Trauerjahr nicht nur Trost spenden will. Viele Fragen nach dem Warum werden viele ihr Leben lang begleiten, sagt von Biela. Warum sie und nicht ich? Warum an diesem Tag? Warum war die Sicherungstechnik der Bahn noch immer nicht installiert? Für den Pfarrer ist das Zugunglück ein Beweis dafür mehr, dass das Leben zerbrechlich ist. Darum, sagt der Pfarrer nicht nur an die Adresse der in Hordorf Versammelten: Das, was man immer tun wolle, ist am besten gleich zu erledigen.