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Vergleich bleibt weit hinter Forderung der Bistumsgesellschaft zurück GERO-Streit: Bistum erhält eine Million Euro

Von Bernd Kaufholz 24.04.2012, 03:18

Der jahrelange Schadensersatzstreit zwischen der Bistumsgesellschaft GERO AG und deren ehemaliger Chefetage ist zu Ende. Zuletzt war es noch um 20 Millionen Euro gegangen. Der geschlossene Vergleich liegt mit einer Million Euro weit darunter.

Magdeburg l Es ging unter anderem um eine riskante Schiffsbeteiligung bei einer Emsländer Reederei in Höhe von zehn Millionen Euro, die aus Bistumssicht unnötige Zahlung einer 600000-Euro-Grunderwerbssteuer, die Beteiligung an einem Solarprojekt in Spanien mit rund 2,5 Millionen Euro, die jedoch platzte, sowie diverse Spesenrechnungen.

Die Rede war zuerst von 100 Millionen Euro, die von der Bistums-AG in den Sand gesetzt sein sollten, später von 30, zuletzt von 20 Millionen Euro, die Ex-GERO-Vorstandsvorsitzender Norbert Diehl, Geschäftsführer Dirk Nowak und Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Seibert durch schlechtes Management zu verantworten haben sollten.

Nachdem die GERO-Spitze gewechselt hatte, verklagte die Aktiengesellschaft das ehemalige Führungs-Trio auf Schadensersatz. Die sieben Verfahren - so der Anwalt der Beklagten, Sachsen-Anhalts ehemaliger Wirtschaftsminister Horst Rehberger - sollen rund zwei Millionen Euro gekostet haben. "Ein Desaster für das Bistum", rechnet Rehberger vor, "denn die Haftpflichtversicherung, die mit der Allianz abgeschlossen wurde und die nun nach dem außergerichtlichen Vergleich zum Tragen kommt, zahlt lediglich eine Million Euro."

Mit der Zahlung sind die Schadensersatzansprüche an die ehemaligenFührungskräfte abgegolten.

Rehberger spricht zudem von einem "Ansehensverlust für die Kirche. Ich habe im Jahr 2010 mehrfach mit Engelszungen auf Generalvikar Raimund Sternal eingeredet und ihn auf die problematischen Folgen für das Bistum hingewiesen, mit denen man schon damals rechnen musste, wenn es zu Gerichtsverfahren kommen sollte. Leider ohne Erfolg."

Der Generalvikar "begrüßt" öffentlich die außergerichtliche Einigung. In einer Presseerklärung des Bistums erklärte er: "Vor allem bekommen wir jetzt endlich den Kopf frei für das, wofür die Kirche wirklich da ist."

Ex-Aufsichtsratsvorsitzender Seibert spricht von "teils absurden, teils schlichtweg unberechtigten Vorwürfen". Deshalb habe er es "kategorisch abgelehnt, Vergleichsverhandlungen mit dem Bistum zu führen". Deshalb sei er auch "in keiner Weise" an den getroffenen Agreement beteiligt. "Vielmehr ist es so, dass der Generalvikar nunmehr hat einräumen müssen, dass der Vorwurf angeblicher Pflichtverletzungen im Rahmen meiner Aufsichtsratstätigkeit gegen mich von Beginn an unzutreffend war."

Für Rehberger ist es unverständlich, dass das Bistum "auch jetzt mit keinem Wort die großen bleibenden Verdienste von den diskreditierten Diehl und Seibert erwähnt". Dazu zählten der Bau des Hundertwasserhauses, das Roncalli-Haus und die Sanierung von St. Sebastian.

Die GERO AG war 2002 aus dem katholischen Siedlungswerk Sankt Gertrud hervorgegangen. Durch die Aktiengesellschaft wollte das Bistum neue Einnahmequellen erschließen. Die Firmengruppe hatte zuletzt ihre Geschäftsfelder immer weiter ausgebreitet.

Im Juli 2011 hat sich das Bistum von der Firmengruppe getrennt. Sie wird als GERO GmbH abgewickelt.