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Mann beschimpft Veranstaltungsteilnehmer in Dessau / Hunderte Demonstranten fordern weiterhin Aufklärung Eklat beim Gedenken zum Todestag von Oury Jalloh

Von Petra Buch 08.01.2013, 01:22

Dessau-Roßlau (dpa) l Bei einer Gedenkveranstaltung zum Todestag des in einer Polizeizelle verbrannten Asylbewerbers Oury Jalloh ist es gestern zu einem Eklat gekommen. Vor dem Dessauer Polizeirevier, in dem der Mann aus Sierra Leone am 7. Januar 2005 gestorben war, beschimpfte ein Mann die Teilnehmer und Organisatoren. Er stürmte zudem auf die Treppe des Gebäudes, wo Blumen niedergelegt und ein Bild von Jalloh aufgestellt worden waren.

Die Organisatoren brachen die Veranstaltung nur wenige Minuten nach deren Beginn wieder ab, wie ein Polizeisprecher weiter mitteilte. Die Polizei habe nicht eingreifen müssen.

"Das macht mich alles sehr traurig"

Unter dem Motto "Ein Licht für Oury Jalloh" hatte unter anderem der Ausländerbeauftragte der Stadt zum Gedenken an den Mann aus Sierra Leone vor dem Polizeirevier aufgerufen. Daran nahmen auch Kirchenvertreter teil, so die Pfarrerin Elisabeth Preckel sowie der Oberbürgermeister von Dessau-Roßlau, Klemens Koschig (parteilos). "Das macht mich alles sehr traurig, weil deutlich geworden ist, wie tief die Gräben sind", sagte Preckel der Nachrichtenagentur dpa.

Im Anschluss waren nach Polizeiangaben rund 450 Menschen einem Aufruf einer Initiative, die seit Jahren eine lückenlose Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh fordert, zur Demonstration durch die Bauhausstadt gefolgt. Dabei zogen sie mit Plakaten und Transparenten vor das Gebäude der Dessauer Staatsanwaltschaft und des Landgerichts und prangerten den Tod Jallohs als Mord an. Ein am 7. Januar 2005 im Polizeirevier diensthabender Polizist war zunächst vom Dessauer Landgericht freigesprochen worden, dann vom Landgericht Magdeburg wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10 800 Euro verurteilt worden.

Er hätte als Verantwortlicher im Gewahrsamsbereich für eine ständige Überwachung der Zelle sorgen müssen, hieß es zur Begründung. Jalloh war an Händen und Füßen gefesselt, als der Brand in der Zelle im Keller des Polizeireviers ausbrach. Er war von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, weil er Frauen belästigt haben soll. Das Magdeburger Urteil vom 13. Dezember 2012 ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung haben gegen den Richterspruch Revision eingelegt.