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Symbolsprache einer Stadt Studierende streifen 14 Tage lang durch Moskau

Eine Delegation aus neun Studenten des Bachelor-Programms "European
Studies" haben vor kurzem 14 Tage und Nächte die russische Hauptstadt
zusammen mit Dozentin Tatyana Samostyan von der
Otto-von-Guericke-Universität durchkämmt. Ihr Ziel: die versteckte
Symbolsprache Moskaus zu entschlüsseln.

01.02.2014, 15:17

Magdeburg/Moskau (pl) l "Als wir nachts vom Flughafen in die Stadt fuhren, kamen aus der Dunkelheit die großen Betonklötze der Randbezirke auf uns zu", sagt Lea Müller, eine der Studentinnen. Die Kulisse habe etwas Bedrohliches, wie etwa hoch gebaute Städte aus Science-Fiction-Filmen. Doch obwohl die unverputzte Fassade ihres Wohnheims nicht sehr einladend aussah, hatten die Zimmer gemütlichen Siebziger-Jahre-Charme, erinnert sich Timo König, ein weiterer Student. "Wir wussten nicht: Waren wir in der Vergangenheit oder in der Zukunft?" Willkommen in Russland.

Ihre Eindrücke verarbeiten die Studenten derzeit in einem Seminar, das vermittelt, wie man die Symbolsprache von Städten entschlüsseln kann. So antwortet der Finanzdistrikt "Moscow City", der 2015 fertig werden soll, auf die Sehnsucht vieler Russen, in einem technologisch modernen Land zu wohnen. Der Kreml hingegen verneigt sich vor der Zarenzeit. Die Rüstkammer quillt über vor lauter Goldgefäßen, Juwelen und kostbaren Festkleidern. Russland schöpfe Selbstvertrauen aus der alten Pracht, erklärt Dozentin Samostyan. Schon längst tuscheln Experten, das Land wolle geistig an die Zarenzeit anknüpfen.

Auf der Agenda der Studierenden stand auch ein Besuch im Föderationsrat, der wie unser deutsche Bundesrat das Parlament der Landesregierungen bildet. Dort entdeckten zwei Journalisten die Gruppe und hatten gleich drei der Besucher aus Deutschland interviewt. Spitzfindig fragten sie, wo denn der Unterschied zwischen deutscher und russischer Demokratie liege. "Gar nicht so leicht, da eine passende Antwort parat zu haben", sagt Studentin Maike Weitzel. Die Interviews sollen auf der Homepage des Föderationsrates veröffentlicht werden.

Ein Highlight war das Treffen mit Dr. Sergej Lwowitsch Winogradow, der seinerzeit zwischen Michail Gorbatschow und dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl gedolmetscht hatte. Natürlich sprach er perfektes akzentfreies Deutsch. Noch beeindruckender waren seine Erfahrungen der Perestroika. Er gab einen Einblick in die Denkweise des "Architekten" dieses großen Umbaus.

"Wir haben viel gelernt", sagt Rabea Heinemann. Trotzdem sei es schön, wieder zu Hause zu sein. "Moskau ist gestresst, rau und unerbittlich. Da tut es gut, wieder gemächlicheres Fahrwasser zu erreichen." In den nächsten Wochen können die Studierenden ihre Erfahrungen in Ruhe verarbeiten.