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Studentenaustausch zu sozialer Arbeit Deutsche haben Angebote, Ukrainer die Familie

Von Martin Rieß 02.06.2014, 03:41

Magdeburg l Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe. Doch ungeachtet der aktuellen Schwierigkeiten arbeiten die jungen Menschen an der Zukunft des Landes. Ganz in diesem Sinne läuft der Austausch des Malteser Hilfsdienstes Magdeburg und der Hochschule Magdeburg-Stendal auf der einen und der staatlichen pädagogischen Universität "Gregorij Skovoroda" in Perejaslaw Chmelnitzkij, einer 30.000-Einwohner-Stadt südöstlich von Kiew. Dieser Tage ist eine Gruppe von Studierenden und Lehrenden zum internationalen Austausch in Magdeburg gewesen.

Für Studierende aus Magdeburg eine gute Gelegenheit, sich über das soziale System in dem osteuropäischen Land zu informieren. Unter ihnen Giedre Bagdonaite, Xenia Vitriak, Ralf Wollbrügge und Philipp Köppen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen sowie aus dem Bereich des Gebärdensprachdolmetschens. Ihr Fazit? Viele Fragen der sozialen Arbeit werden in der Ukraine im Grundsatz ähnlich gehandhabt wie in Deutschland, größere Unterschiede gibt es in rechtlichen Fragen und in der Verwaltung. Philipp Köppen sagt: "Positiv ist uns auch aufgefallen, wie gut sich die Sprachbarriere überwinden lässt."

Oksana Svyrydenko, Dekanin der Fakultät für Fremdsprachen, sagt: "Das Studiensystem unterscheidet sich - trotz aller Bemühungen zur Internationalisierung in ganz Europa - durchaus." In Magdeburg sei das selbständige Arbeiten, das Suchen nach eigenen fachspezifischen Lösungen ein wichtiges Thema, während an der heimischen Uni in der Ukraine ein größerer Schwerpunkt auf das Allgemeinwissen der Studierenden gelegt werde. Eine Studentin aus der Ukraine ist Walentina Wegiwska, die in Magdeburg eine praktische Methode für sich entdeckt hat: "Mind-Mapping - also das Strukturieren von Ideen auf dem Papier in Bäumen - hat bei uns bislang keine so große Rolle gespielt."

Begeistert waren die Gäste aus der Ukraine davon, wie das Sozialsystem in Deutschland gerade bezüglich der Senioren funktioniert. Das hat auch etwas mit den Strukturen zu tun, denn ältere Menschen leben in der Ukraine in der Regel bei ihren Familien. "Die Nähe zur Familie ist sicher wichtig und bei uns vielleicht ein Vorteil - aber den älteren Menschen müssen andere Angebote zur Verfügung stehen", sagt die Dekanin. In Deutschland spielen Ideen, Senioren aktiv am Leben zu beteiligen, eine große Rolle, während in der Ukraine bislang meist die Grundbedürfnisse wie Wohnraum und Ernährung im Fokus stehen.

Fremdsprachendozentin Olesia Skliarenko und Yana Bratkiwska, die Sprachen studiert, verweisen in ihrem Gespräch mit der Volksstimme auf einen anderen Eindruck ihres Magdeburg-Besuchs: "Viele Magdeburger sind sehr aufgeschlossen und interessiert, das hat uns gefreut", sagt die Dozentin. Mit Blick auf Magdeburg lobt Yana Bratkiwska die Angebote für Familien: "Kinderzimmer und Uni-Kita - so etwas gibt es bei uns nicht."

Oliver Braun freut sich über den Erfolg des Besuchs: "Wir arbeiten mit der ukrainischen Stadt und der Uni seit mehreren Jahren zusammen. Die Kontinuität tut diesem Austausch wirklich gut."

So etwas überzeugt wohl auch Unterstützer wie den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), Wobau und MVB.