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Wissenschaftliche Projekte der Maschinenbauer können gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft umgesetzt werden Künftige Ingenieure suchen den Kontakt

Praxisnahe Forschung ist bei einem Projekt der Maschinenbauer an der Uni
gefragt. Gefragt sind auch Partnerschaften in der regionalen
Wirtschaft.

Von Martin Rieß 10.02.2015, 02:30

Magdeburg l Maschinenbau ist Teamarbeit. Nur in wenigen Fällen ist die Arbeit in der Industrie die Tüftelei Einzelner. Den Anforderungen dieser Teamarbeit widmet sich auch die Otto-von-Guericke-Universität (OvGU). Die Arbeitswissenschaftler haben für künftige Ingenieure und Wirtschaftsingenieure die Lehrveranstaltung "Projektarbeit im Team - PaTe" entwickelt. Alle Fünftsemester im Bachelorstudiengang Maschinenbau und Wirtschaftsingenieur Maschinenbau bearbeiten in einem Semester gemeinsam ein fachliches Thema und erwerben gleichzeitig wichtige Schlüsselkompetenzen. Für das zu Ende gehende Wintersemester heißt das: 160 Studierende haben unterschiedliche Themen in 37 Gruppen bearbeitet.

Krönender Abschluss für die diesjährigen Fünftsemester: Die Posterpräsentation samt Ausstellung in der Experimentellen Fabrik. Flankiert wurde dieser Abschluss von zwei Veranstaltungen. Zum einen eine Premiere: Unter dem Titel "Unis + Studis + Wirtschaft" sollte die Verzahnung der angehenden Maschinenbauer mit der regionalen Wirtschaft intensiviert werden. Unirektor Jens Strackeljan - von Haus aus selbst Professor der Ingenieurwissenschaften - macht deutlich, worum es geht: Es kommt nicht allein auf interessante Themen für die Studierenden an, sondern auch darauf, künftige Fachleute frühzeitig an die regionale Wirtschaft zu binden. Sie sollen auf den Geschmack für die Region und den Mittelstand gebracht werden, bevor die großen Konzerne zum Ende des Studiums zugreifen. Die regionalen Unternehmensvertreter betonten, wie wichtig Schlüsselkompetenzen für den ingenieurtechnischen Alltag sind.

"Wenn die Messen für die Absolventen stattfinden, dann sind in vielen Fällen alle Messen schon gesungen."

Dr. Sonja Schmicker, Leiterin des Lehrstuhls für Arbeitswissenschaft und Arbeitsgestaltung der OvGU

Sonja Schmicker leitet den Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft und Arbeitsgestaltung in der Fakultät für Maschinenbau und sagt: "Wenn die Messen für die Absolventen stattfinden, dann sind in vielen Fällen alle Messen schon gesungen."

Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche jedenfalls ist von dem Vorstoß begeistert. Er meint: "Es geht um eine beispielhafte Verzahnung von Universität und Region, die hier angestrebt wird. Die Stadtverwaltung jedenfalls wird die Initiative nach Kräften unterstützen und beispielsweise unsere Informationskanäle anbieten, um potenzielle Partner zusammenzubringen."

Sonja Schmicker macht als promovierte Ingenieurin aber deutlich, worum es gehen muss: "Zwingend für die gemeinsamen Projekte dieser Veranstaltung ist ein wissenschaftlicher Ansatz." Klar - die Projektbearbeitung ist Bestandteil des Curriculums, und der stellt an die Arbeit der Studierenden hohe Anforderungen. Sprich: Wichtig ist der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn, sind neue Ideen, Verfahren oder Technologien.

Einen Einblick, welche Möglichkeiten in den verschiedenen Ideen stecken können, gibt die zweite Veranstaltung - die Auszeichnung der drei besten wissenschaftlichen Poster samt Vergabe eines Sonderpreises für das Projekt mit einem besonders hohen Gründungspotenzial.

Speziell dieses Projekt soll im Zusammenwirken mit dem an der OvGU entstehenden Technologie- und Gründerzentrum weiter verfolgt werden. Während dieser Veranstaltung lobte Michael Scheffler, Professor für nichtmetallische Werkstoffe, das Engagement, mit dem die künftigen Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieure sich ihren Themen gewidmet haben.

Selbst wenn übrigens nahezu alle Preisträger noch im Bachelor-Studiengang stecken und entschlossen sind, auch noch ein Masterstudium zu absolvieren - Magdeburger Unternehmen sind nicht chancenlos. Im Gespräch mit der Volksstimme jedenfalls gaben sich die Studierenden überzeugt, das Anschlussstudium ebenfalls in Magdeburg zu absolvieren.

Preisträger und des diesjährigen Wettbewerbs

1. Preis für Philipp Bock, Melanie Hansen, Jana Ralfs, Yannica Luther und Marc Imiela. Sie haben eine Rollenpresse im Labormaßstab konstruiert. Mit diesem Gerät soll die Herstellung von keramischen Schäumen präziser als bisher erfolgen können. Die keramischen Schäume werden zum Beispiel für Filter benötigt. Kosten würde ein solches Gerät bei einer ausreichenden Stückzahl deutlich unter 500 Euro.

2. Preis für Maximilian Berlinecke, Josias Arndt, Robin Kirchhoff und Marcel Blümel, die sich mit der Herstellung und Charakterisierung metallinfiltrierter keramischer Schäume beschäftigt haben. Das war echte Grundlagenforschung, bei der die Poren von Schäumen mit Aluminium versetzt werden sollten. Ziel war es, die elektrische wie die Wärmeleitfähigkeit zu verändern. Ergebnis: Das Verfahren funktioniert nicht wie gewünscht. Aber Salzlösungen haben sich als neue Hoffnungsträger herauskristallisiert, so dass aus der Arbeit der Bachelorstudenten das Thema für eine Masterarbeit entsprungen ist.

3. Preis für Benjamin Merz, Patrick Dyszack, Florian Diehn, Arne Buhmann und Armin Rügge für ein Getriebemodell. Für dieses haben die Studenten ein vorhandenes Getriebe analysiert und aufgearbeitet. Mit Schläuchen und LED-Ketten haben sie ein Modell geschaffen, in dem anschaulich die Funktion von einem Getriebe im Rahmen von Lehre und Studium erklärt werden kann.

Sonderpreis für Maximilian Gloß, Arne Davids, Carlotta Kölln, Christoph Vehring und Swantje Konradt haben sich mit der Konzeption und dem Aufbau eines Mikro-3D-Drucksystems befasst. Zum Einsatz kommen hier als Werkstoff einmal keine keramischen Materialien, sondern Thermoplaste. Vereinfacht gesagt: Bisherige 3D-Drucker sind eher fürs Grobe gedacht. Bauteile im Mikromaßstab lassen sich bislang mit ihnen kaum herstellen. Die von den Studierenden entwickelte Lösung befindet sich inzwischen im Verfahren zur Patentierung.