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Kati Sommer, Betreiberin zweier REWE-Märkte in Magdeburg Tiefstart aus der Arbeitslosigkeit

11.11.2009, 10:15

Kati Sommer kann auf eine Erfolgsgeschichte verweisen. Auf eine " Berufskarriere, die ohne meine Familie nicht möglich gewesen wäre ". Ehemann Wilfried und Sohn Mathias haben sie immer unterstützt. Die 45-Jährige ist Partnerkauffrau von REWE, betreibt einen Markt im Allee-Center und einen in der Heinrich-Schmutze-Straße in Magdeburg.

Geboren ist sie in Waren an der Müritz, 1984 kam die gelernte Köchin nach Hadmersleben bei Magdeburg – " der Liebe wegen ". Sie hat ihren Wilfried geheiratet, Sohn Mathias gekriegt und sich zur Einzelhandelskauffrau qualifiziert - " ein Marathon ", denn das geschah alles 1984.

Mit dem neuen Berufsabschluss stieg Kati Sommer bei der HO ein, ging später zum Konsum und frustete : " Ich kam mit dieser Handelsgesellschaft gar nicht klar. Ich war nicht nur Verkäuferin, fuhr auch in den Großhandel zum Wareneinkauf – mit großen Katalogen und kam mit kleinen Paketen wieder heim. " Die Konsequenz : Raus aus dem Handel. Das war 1988. Kati Sommer begann eine " Bürotätigkeit " in der Süßwarenfabrik Bodeta, " bearbeitete Ein- und Ausgänge, langweilte mich. Ich hatte nicht wirklich etwas zu tun. "

In dieser Stimmungslage erlebte sie den Wendeherbst 1989. Am Tag des Mauerfalls war sie mit ihrer Familie zum Geburtstag der Schwiegermutter in Hadmersleben. Der Fernseher lief. " Wir konnten es gar nicht fassen. " Die Grenze offen. O-F-F-E-N. Emotionen kochten hoch, Tränen. " Mein Mann hatte ein Jahr zuvor einen Reiseantrag gestellt, er wollte nach Leverkusen zu Onkel Willis 65. Geburtstag. Das war abgelehnt worden. Nun war für uns klar, wir sehen ihn alle. " Der 9. November 1989 wurde bei den Sommers mit Sekt gefeiert.

Während Ehemann Wilfried im Freudentaumel versank, beschlichen Kati Sommer auch Existenzängste. " Bei uns in der DDR hatten wir eine Wohnung, sichere Jobs – auch wenn meiner mir nicht gefiel – und unser Junge hatte einen gesicherten Kindergartenplatz. " Die Gefühle fuhren Achterbahn.

Im Sommer 1990 wurde die Handelskauffrau arbeitslos – für einen Monat. " Da wurde ich krank. Ich konnte das nur schwer verkraften ", sagt sie. Aber sie gab nicht klein bei. Mit ihrem Wilfried besprach sie, dass sie noch einmal von vorne anfängt. Sie hatte wieder ein Ziel vor Augen. " 1990 fing ich als Kassiererin bei REWE in Wanzleben an, nutzte sämtliche Förderprogramme des Unternehmens, besuchte Weiterbildungslehrgänge und landete 1994 in Magdeburg. Ich bin reingewachsen in meinen Job. "

2001 hat sie mit ihrem Wilfried ein Haus gebaut. Da war das Geld dann knapp. Trotzdem begann sie ein Jahr darauf als Franchiseunternehmerin, gründete die REWE Sommer OHG in der Heinrich-Schmutze-Straße 2. Im März 2006 dann eröffnete sie den REWE-Laden im Allee-Center auf einer Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern mit 8000 Produkten. Da hat sie 20 Mitarbeiter, in der Schmutze-Straße zwölf und insgesamt drei Azubis.

Kati Sommer bezeichnet sich als strebsam. Wieder redet sie vom Ziel, das sie sich stellt und dann avisiert. Und immer wieder betont sie, dass das nur mit der Familie funktioniere, als Rückendeckung. Ehemann Wilfried arbeitet seit 33 Jahren in der Börde Fleischwaren GmbH und Sohn Mathias ist inzwischen Landschaftsgärtner. Die beiden Männer packen auch im Haushalt mit an.

" Man wird reifer – ich bin zufrieden "

Wie sieht Kati Sommer die DDR im Rückblick? Als junger Mensch habe sie " eine Sicherheit erfahren, war politisch engagiert in FDJ und Partei ". Mitte der 80 er Jahre kamen die Zweifel, nagten an ihr Tag für Tag – " gerade im Handel ... ", sagt sie. Und dann schiebt sie nach : " Man wird reifer. "

Die DDR ging kaputt. Und Kati Sommer musste wie alle Ostdeutschen ihr Leben völlig neu ordnen. Sie hat sehr schnell begriffen, dass man selbst aktiv werden muss. In REWE fand sie ein Unternehmen, das sie gefördert hat.

Kati Sommer ist im Dauerstress. Ständig gibt es Nachfragen von Mitarbeiterinnen, das Telefon klingelt im Büro. Früh um sechs Uhr geht es los.

" Ich bin zufrieden ", sagt sie. " Silberhochzeit mit Wilfried. Dann die beiden REWE-Märkte und Mitarbeiter, die mit mir an einem Strang ziehen. Stillstand gibt es bei mir nicht. "

Hat sie noch einen Lebenstraum? Kati Sommer lacht. " Ja, ein Mal will ich mit meinem Mann nach Kanada. " Und dann natürlich wieder zurück.